Politik

Zurückhaltung zahlt sich aus Kanzlerin sticht SPD-Männer aus

Im direkten Duell hätte auch Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat keine Chance gegen Merkel.

Im direkten Duell hätte auch Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat keine Chance gegen Merkel.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Die aktuelle Regierung überzeugt nur noch 38 Prozent der Wähler. Das liegt vor allem an der FDP, die bei 3 Prozent dümpelt. Dass Angela Merkel sich in der Wulff-Affäre auffällig zurückhält, findet die Hälfte der Deutschen richtig. Im direkten Kanzlerduell mit SPD-Politikern hat Merkel die Nase klar vorn.

Neuwahlen, wie sie die SPD-Generalsekretärin Andrea Nahles wegen der Krise um Bundespräsident Christian Wulff (CDU) vergangene Woche indirekt forderte, würden der SPD momentan keinen Schub verschaffen. Laut der wöchentlichen Forsa-Umfrage für den "Stern" und RTL kämen die Sozialdemokraten auf 27 Prozent der Stimmen. Die Grünen erreichen 15 Prozent. Für eine rot-grüne Bundestagsmehrheit würden die gemeinsamen 42 Prozent nicht ausreichen.

Trotz leichtem Zuwachs scheitert die FDP weiter an der Fünf-Prozent-Hürde.

Trotz leichtem Zuwachs scheitert die FDP weiter an der Fünf-Prozent-Hürde.

(Foto: picture alliance / dpa)

Die Unionsparteien verlieren im Vergleich zur Vorwoche einen Prozentpunkt und liegen bei 35 Prozent. Juniorpartner FDP scheitert nach wie vor an der Fünf-Prozent-Hürde. Weil die Liberalen nur einen Prozentpunkt von 2 auf 3 Prozent zulegen, kommt die Regierungskoalition gerade einmal auf 38 Prozent der Wählerstimmen. Die Linkspartei bleibt unverändert bei 7 Prozent und damit weit entfernt von den fast 12 Prozent, die sie 2009 bei der Bundestagswahl erreichte. Die Piratenpartei hält ihre 8 Prozent. Deren Stimmen schaden nach Erkenntnissen der Meinungsforscher jedoch keiner Partei mehr als anderen. "Die Anhänger speisen sich aus Anhängern aller anderen Parteien, aus Erstwählern und bisherigen Nichtwählern", erklärt Peter Matuschek, der beim Forsa-Institut die Politik- und Sozialforschung leitet, gegenüber n-tv.de. Der Anteil der Nichtwähler bleibe trotzdem gleich, weil frustrierte Parteianhänger auch wieder ins Lager der Nichtwähler wechseln.

Merkels Wulff-Strategie geht auf

Die Hälfte der Deutschen findet es richtig, dass Angela Merkel sich bisher nur zurückhaltend zu den Vorwürfen gegen den Bundespräsidenten geäußert hat. Unter den Unionsanhängern finden es sogar zwei Drittel (67 Prozent) in Ordnung, dass Merkel sich in die Wulff-Affäre nicht hineinziehen lässt, unter den FDP-Wählern sind es 62 Prozent. Allerdings sind umgekehrt 60 Prozent der SPD-Anhänger und 70 Prozent der Wähler der Linkspartei der Ansicht, dass die Kanzlerin sich stärker zu Wort hätte melden müssen. Die Anhänger der Grünen sind offenbar unentschlossen – je 46 Prozent halten Merkels Verhalten für richtig beziehungsweise  falsch.

Wulff sollte zurücktreten - so denkt inzwischen jeder Zweite.

Wulff sollte zurücktreten - so denkt inzwischen jeder Zweite.

(Foto: dpa)

Die Unterschiede unter den Parteianhängern erklären vermutlich das Ost-West-Gefälle bei der Frage, ob Merkel sich stärker in die Wulff-Affäre hätte einschalten sollen: 59 Prozent der Ostdeutschen sehen das so, aber nur 43 Prozent der Westdeutschen.

49 Prozent für einen Rücktritt Wulffs

Dass die Debatte um Wulff den Zuspruch für die CDU nicht verringert hat, überrascht den Meinungsforscher Peter Matuschek nicht. "Die Bürger können da unterscheiden. Die Bundespräsidentenwahl liegt lange zurück, die Wähler nehmen Merkel wegen Wulff nicht in Schutzhaft", sagt Matuschek. Die Beliebtheit des Bundespräsidenten sei ja in der Vergangenheit auch nicht von der der Regierung abhängig gewesen. "Es ist aber ein Ausnahmefall, dass ein Bundespräsident ein Beliebtheitsproblem hat", hebt Matuschek mit Blick auf Wulff hervor.

49 Prozent, also jeder zweite Deutsche, fordert inzwischen Wulffs Rücktritt. 45 Prozent halten das nicht für nötig. Vergangene Woche forderten 46 Prozent den Rücktritt, während 50 Prozent Wulff weiter für geeignet hielten. Auffällig ist, dass auch FDP-Anhänger zu 47 Prozent Wulffs Rücktritt begrüßen würden und immerhin 32 Prozent der Unionswähler. Besonders klar sind SPD- und Linken-Anhänger für ein Ausscheiden Wulffs aus dem Amt. Die meisten Unentschlossenen finden sich unter den Grünen und den Linkswählern: Jeweils 11 Prozent sind es einerlei, ob der Bundespräsident im Amt verbleibt oder nicht.

Im Duell mit SPD-Kandidaten punktet die Kanzlerin

Gabriel ist unbeliebt: Sogar unter SPD-Wählern würden 42 Prozent Merkel als Kanzlerin vorziehen.

Gabriel ist unbeliebt: Sogar unter SPD-Wählern würden 42 Prozent Merkel als Kanzlerin vorziehen.

(Foto: picture alliance / dpa)

Das Ansehen der Kanzlerin hat trotz der Krise um den Bundespräsidenten offenbar keinen Schaden genommen. Im direkten Duell zwischen Merkel und dem potenziellen SPD-Kanzlerkandidaten Frank-Walter Steinmeier würden sich 45 Prozent für Merkel entscheiden, aber nur 31 Prozent für Steinmeier. Wäre Sigmar Gabriel der direkte Kontrahent Merkels, würden ihr 56 Prozent ihre Stimme geben und nur 19 Prozent dem SPD-Vorsitzenden. Auch Peer Steinbrück sieht neben Merkel alt aus: 48 Prozent würden der Kanzlerin das Vertrauen aussprechen, 32 Prozent dem SPD-Mann.  

Damit sticht die Kanzlerin die Sozialdemokraten klar aus. Doch auch unter den Wählern der SPD ist Sigmar Gabriel offenbar unbeliebt: Nur 37 Prozent würden ihn wählen, 42 zögen bei dieser Auswahl aber Merkel vor. Steinmeier und Steinbrück kommen bei den SPD-Wählern beide immerhin auf 60 Prozent Zustimmung.

Pessimistische Wirtschaftserwartungen

Ungeachtet der Kanzlerfrage glauben nur 16 Prozent der Befragten, dass sich 2012 die wirtschaftlichen Verhältnisse verbessern werden, 47 Prozent dagegen erwarten eine Verschlechterung. Vor einem Jahr waren die Deutschen noch optimistischer: Ein Drittel der Bürger glaubte damals an eine Verbesserung (34 Prozent), fast ebenso viele (35 Prozent) an eine Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage.

Das deckt sich mit der Einschätzung der Wähler bei der Problemlösungskompetenz der Parteien. 55 Prozent der Bürger trauen momentan keiner Partei zu, die Probleme im Land zu lösen. Am ehesten halten die Deutschen noch die Unionsparteien für kompetent – jeder vierte glaubt an sie. Nur 12 Prozent meinen, dass die SPD mit den Problemen fertig wird, 1 Prozent traut dies der FPD zu, 4 Prozent halten die Grünen und 3 Prozent die sonstigen Parteien für fähig.

Quelle: ntv.de, nsc

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