"Gorch Fock"-Akten geschlossen Kapitän bleibt wohl von Bord
22.06.2011, 15:49 Uhr
Kapitän Norbert Schatz hat keine Zukunft mehr auf der "Gorch Fock".
(Foto: dpa)
Eine Rückkehr des suspendierten Kommandanten Norbert Schatz auf die "Gorch Fock" scheint es nicht zu geben. Die Havariekommission der Marine soll sich in einer Empfehlung gegen eine Rückkehr ausgesprochen haben.
Eine interne Kommission der Marine zum tödlichen Unfall einer Kadettin auf dem Segelschulschiff "Gorch Fock" hat nach Informationen des NDR empfohlen, den suspendierten Kapitän Norbert Schatz nicht wieder auf seinen Posten zurückkehren zu lassen. Dies sei das Ergebnis von Beratungen der sogenannten Havariekommission, die in Kronshagen bei Kiel am Montag und Dienstag getagt hatte, meldete der Sender.
Ein Marinesprecher wollte sich zu dem Bericht nicht äußern. Die Havariekommission werde ihren Abschlussbericht "so schnell wie möglich" an Marine-Inspekteur Axel Schimpf weiterleiten, sagte der Sprecher des Flottenkommandos in Flensburg. Dieser werde die Entscheidungen treffen. Bis dahin gebe die Marine keine Einzelheiten aus dem Bericht heraus. Es gilt jedoch als äußerst unwahrscheinlich, dass Schimpf eine Entscheidung gegen die Empfehlung der Kommission treffen wird.

Das "Schmuckstück" der Marine liegt an der Tirpitzmole in ihrem Heimathafen Kiel.
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Die 25-jährige Offiziersanwärterin war im vergangenen November bei einer Segelübung von einem Mast in den Tod gestürzt. Der Fall löste eine heftige Debatte um die Zustände auf dem Schiff aus. Dabei wurde der Vorwurf laut, Ausbilder hätten massiv Druck auf die Kadetten ausgeübt. Die Ausbildung auf der "Gorch Fock" ruht seitdem. Kapitän Schatz war von dem damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) kurz nach dem Unfall vorläufig von seinem Posten abberufen und versetzt worden.
Die Marine hatte angekündigt, bis Anfang Juli über Konsequenzen aus dem Fall und die Zukunft der Offiziersausbildung auf der "Gorck Fock" zu entscheiden. Der Bericht der Havariekommission soll dafür eine Grundlage liefern. Solche Kommissionen sind interne Untersuchungsgremien der Marine, die Ursachen für Unfälle und Unglücke ermitteln sowie Verbesserungen vorschlagen sollen.
Die wegen des Verdachts auf fahrlässige Tötung geführten strafrechtlichen Ermittlungen zum Unfalltod der Kadettin hatte die zuständige Staatsanwaltschaft in Kiel vor rund zwei Wochen eingestellt. Sie fand nach eigenen Angaben keine hinreichenden Anhaltspunkte für ein strafrechtlich relevantes Fehlverhalten der Schiffsführung, von Besatzungsmitgliedern oder sonstigen Mitgliedern der Marine. Der Vorwurf, es sei unverhältnismäßiger Druck auf die Soldatin ausgeübt worden, ließ sich den Ermittlungen der Anklagebehörde zufolge nicht erhärten.
Quelle: ntv.de, AFP