Wer krank ist, zahlt mehr? Kassen fordern Solidarität
09.01.2006, 11:16 UhrDer Chef der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Andreas Köhler, hält trotz breiter Kritik an seinem Vorschlag nach höheren Krankenkassenbeiträgen für Alte und Kranke fest. Vier Arbeitnehmer finanzierten derzeit mit ihren Beiträgen einen Rentner, demnächst würden es drei sein, sagte Köhler am Montag in Berlin. Dies könne nicht lange funktionieren. "Deshalb brauchen wir unterschiedliche Tarife, die das Alter und Krankheitsrisiko der Versicherten berücksichtigen", betonte er.
Der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) gehe es darum, das Solidaritätsprinzip zukunftsfest zu machen: "Wir müssen aufhören, immer neue Schuldenberge zu schaffen und die Lasten auf die nachfolgenden Generationen zu verlagern."
SPD-Generalsekretär Hubertus Heil lehnte die Forderungen kategorisch ab: "Wir halten das für eine skandalöse Debatte." Die geforderte Risikoselektion sei mit Solidarität bei der Absicherung des Krankheitsrisikos nicht zu vereinbaren. Jüngere müssten weiterhin für Ältere und Gesunde für Kranke einstehen sowie Besserverdienende für diejenigen, die nicht so viel hätten. "Wer dieses Prinzip versucht aufzudröseln durch eine solche Debatte, wird uns als Gegner haben."
Grünen-Chefin Claudia Roth nannte höhere Beiträge für ältere Menschen und Personen mit bestimmten Krankheiten nicht akzeptabel. "Das ist für mich mit dem Gedanken eines solidarischen Sozialstaats nicht mehr in Übereinstimmung zu bringen." Die Bundesregierung forderte sie auf, endlich ein eindeutiges Konzept für eine Gesundheitsreform vorzulegen.
Der Präsident des Sozialverbands VdK, Walter Hirrlinger, betonte, die Menschen dürften nicht für ihr Alter bestraft werden. Sie hätten schließlich ihr Leben lang Beiträge bezahlt, sagte er der "Frankfurter Rundschau" von Dienstag. Kritik kam auch von den Kassen. Die Solidarität sei ein Kernbestand der gesetzlichen Krankenversicherung, betonte BKK-Sprecher Florian Lanz.
Quelle: ntv.de