Wieder nächtliche Ausgangssperre Kein Ende der Gewalt in Ürümqi
10.07.2009, 14:05 UhrNach neuen Auseinandersetzungen in der Hauptstadt der chinesischen Uiguren- Provinz haben die Behörden eine nächtliche Ausgangssperre verhängt.

Trotz Verbots blieben einige Moscheen offen.
(Foto: dpa)
Die BBC zeigte Bilder von Polizisten, die brutal gegen Protestierer vorgehen und auf wehrlose Menschen einschlagen und -treten. Nach BBC-Informationen kochte die Stimmung hoch, als Hunderte muslimischer Uiguren sich zum Freitagsgebet vor den Moscheen der Stadt versammelten und Einlass forderten. Die Gotteshäuser waren wegen der instabilen Lage geschlossen geblieben.
Ein BBC-Korrespondent berichtete, die Polizei habe die Ausrüstung von Journalisten beschlagnahmt, die Zeuge der Zusammenstöße geworden waren. Einige seien festgenommen worden. Den Angaben zufolge hatten die uigurischen Demonstranten die Freilassung Inhaftierter gefordert, die seit den blutigen Unruhen am Sonntag im Gefängnis sitzen.
Unklare Nachrichtenlage

Die chinesische polizei demonstriert Stärke.
(Foto: dpa)
Früher am Tag hatte die Religionsbehörde Berichte bestritten, wonach sie die Schließung der Moscheen offiziell angeordnet habe. Die Muslime seien wohl aus "freien Stücken" zu Hause geblieben, sagte eine Sprecherin.
In den vergangenen Tagen war es Peking gelungen, der Gewalt in der Provinzhauptstadt durch Einsatz Tausender Polizisten und Paramilitärs Herr zu werden. Sie riegelten Uiguren und Chinesen mit harter Hand voneinander ab. Am Dienstag hatten die Behörden bereits einmal eine nächtliche Ausgangssperre verhängt, in den folgenden Tagen dann aber nicht mehr.
Ein Fotograf in Ürümqi hatte der dpa per Telefon geschildert, die Lage sei "entspannter", aber nach wie vor explosiv: "Sie kann binnen Minuten wieder hochkochen." Chinesische Taxifahrer steuerten aus Angst vor Übergriffen keine Ziele in Uiguren-Vierteln an, berichtete er. Die Menschen auf den Straßen seien aber nicht mehr mit Stöcken bewaffnet. Nach Angaben der chinesischen Agentur Xinhua waren die meisten Geschäfte am Freitag geschlossen geblieben. Auch Straßenverkäufer ließen sich nicht blicken.
Staatliche Medien berichteten, viele Bewohner kehrten der Unruhestadt den Rücken und versuchten, Ürümqi per Bus, Bahn oder mit dem Flugzeug zu verlassen. Die Stadtverwaltung hat laut Xinhua knapp 4000 Studenten zurück in ihre Heimatstädte und -dörfer geschickt und dafür mehr als 100 Busse eingesetzt.
Bei den Ausschreitungen in der Unruheprovinz sind seit dem vergangenen Wochenende nach offiziellen Angaben 156 Menschen getötet und mehr als 1000 verletzt worden. Exil-Uiguren beziffern die Zahl der Toten mit bis zu 800. Der chinesische Staatspräsident Hu Jintao hatte am Donnerstag angekündigt, mit harten Strafen gegen die Verantwortlichen vorzugehen.
Quelle: ntv.de, dpa