"Rasmussen war schrecklich" Klima-Wut auf Dänemark
21.12.2009, 07:21 UhrBei der Suche nach den Schuldigen für das Desaster beim Klimagipfel in Kopenhagen rückt Gastgeber Dänemark in den Fokus. Ministerpräsident Rasmussen habe ein Verhandlungskonzept vermissen lassen, empört sich der Umweltschutzverband WWF. Der Präsident des Umweltbundesamtes, Flasbarth, gibt hingegen der UN eine Mitschuld am Scheitern.

Rasmussen wirkte mit der Leitung der Verhandlungen überfordert.
(Foto: dpa)
Klima-Experten und Umweltschützer üben harte Kritik am Gastgeberland des Weltklimagipfels. Der WWF Deutschland fand deutliche Worte zum dänischen Ministerpräsidenten Lars Lokke Rasmussen. Regine Günther, Leiterin des Bereichs Klima beim WFF, sagte dem"Hamburger Abendblatt", Rasmussen habe die Konferenz in die Katastrophe geführt. "Als Ministerpräsident Rasmussen übernahm, wurde es schrecklich. Es gab kein überzeugendes Verhandlungskonzept", bemängelte Günther.
Die WWF-Expertin kritisierte auch die Größe des Gipfels: "Es ist eine enorm komplexe Materie, die besonderer Vorbereitungen bedarf, wenn sie nicht auf Experten-, sondern auf Staatsebene verhandelt werden." Ähnlich äußerte sich der Chefökonom des Potsdam-Instituts für Klimaforschung, Ottmar Edenhofer, der als Konsequenz aus dem Scheitern in Kopenhagen eine grundsätzliche Reform der Klimakonferenzen forderte.
"Die Gipfel müssen schlanker werden", sagte Edenhofer der "Berliner Zeitung" . "Die Mischung aus Kirchentag-Happening und Verhandlungen ist nicht zielführend", betonte der Wissenschaftler, der zugleich ein Vorsitzender im Weltklimarat der UN ist. Edenhofer betonte, man dürfe nicht das ganze Gewicht der Verantwortung auf die Schultern der UN legen. Beim Klimaschutz müsse es ergänzende Prozesse geben, etwa auf transatlantischer Ebene oder im Rahmen der G20. Die Hoffnung auf ein weltweites Klima-Abkommen wolle er nicht aufgeben. "Trotz des Desasters in Kopenhagen: Noch ist die Welt nicht verloren", sagte Edenhofer. Ein Abkommen sei immer noch möglich.
Ban Ki Moon "zu leise"

Auch er blieb blass: Ban Ki Moon.
(Foto: AP)
Der Präsident des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, hat UN-Generalsekretär Ban Ki Moon eine Mitschuld am Scheitern des Klimagipfels in Kopenhagen gegeben. "Die Stimme der Vereinten Nationen war am Ende zu klein und zu leise", sagte Flasbarth dem "Hamburger Abendblatt". Ban habe in seinen Gruß- und Schlussworten Richtiges gesagt. Vermutlich habe er aber die Möglichkeiten seines Amtes nicht vollständig ausgeschöpft.
"Für die vielen Staaten, die zum Schluss nicht mitverhandelt haben, hätte jemand das Wort ergreifen müssen", kritisierte Flasbarth. Und diese Stimme hätten nur die UN in Person des Generalsekretärs sein können. Flasbarth forderte daher eine Debatte über die zukünftige Rolle der UN: "Wir haben nach Kopenhagen Diskussionsbedarf darüber, welche Führungsrolle die Vereinten Nationen im Klimafolgenprozess einnehmen müssen."
Töpfer verlangt schnelles Handeln
Skeptischer äußerte sich dagegen der ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms Unep, Klaus Töpfer. Er glaube nicht, dass Kopenhagen ein "heilsamer Schock" gewesen sei, der die Weltgemeinschaft aufrüttele, sagte Töpfer der "Frankfurter Rundschau". Er sei extrem skeptisch, dass weitere Gipfel im Kopenhagen-Stil zum Erfolg führten. "Wir können nicht mehr Jahre verhandeln, wir müssen sofort handeln", sagte er.
Töpfer forderte die Teilnehmerländer auf, nicht auf weitere Gipfel zu warten und ihre jeweiligen CO2-Reduktionsziele sofort in konkrete Handlungspläne umzusetzen. Er erinnerte daran, dass der globale CO2-Ausstoß bereits ab 2015 um fünf Prozent jährlich sinken müsse, um keine gefährlich Störung des Klimasystems zu provozieren.
Quelle: ntv.de, cba/rts