Regierungslager gewinnt Ukraine-Wahl Klitschko verliert nach Punkten
28.10.2012, 20:24 UhrBei der Parlamentswahl in der Ukraine spricht das Regierungslager von Präsident Janukowitsch von einem Sieg. Die Opposition um Boxweltmeister Klitschko und die inhaftierte Timoschenko scheitert. Beobachter sprechen von einer Radikalisierung der Wählerschaft.
Bei der heftig umkämpften Parlamentswahl in der Ukraine liegt die Regierungskoalition um Präsident Viktor Janukowitsch nach Prognosen vorn. Die regierende Partei der Regionen musste zwar herbe Verluste hinnehmen, wurde jedoch mit rund 30 Prozent der Stimmen stärkste Einzelkraft. Sie kann wie bisher mit den Kommunisten regieren, die auf mehr als 10 Prozent kamen, wie Analysten nach Schließung der Wahllokale in Kiew mitteilten. Die Hoffnungen der Opposition auf einen Machtwechsel zerschlugen sich demnach. Die Parteien der inhaftierten Oppositionsführerin Julia Timoschenko und von Boxweltmeister Vitali Klitschko blieben zusammen unter 40 Prozent.
Als Sensation galt der Einzug der nationalistischen Freiheitspartei Swoboda in die Oberste Rada. Die radikale Bewegung kam aus dem Stand auf mehr als 10 Prozent der Stimmen. Auch die Kommunisten legten deutlich zu. Experten sprachen von einer Radikalisierung der Wählerschaft. Erste aussagekräftige Ergebnisse wurden in der Nacht zum Montag erwartet.
Die Abstimmung in der Ex-Sowjetrepublik stand unter strenger Kontrolle internationaler Beobachter. Bundesaußenminister Guido Westerwelle bezeichnete die Wahl im nach Russland zweitgrößten Flächenland Europas als "wichtige Bewährungsprobe für Demokratie und Rechtstaatlichkeit". Zugleich sprach er sich für engere Beziehungen zwischen der EU und der Ukraine aus. "Der Weg dahin ist mit dem ausgehandelten Assoziationsabkommen vorgezeichnet", sagte Westerwelle.
Klitschkos Partei sieht Zeichen der Hoffnung
Alexander Turtschinow von Timoschenkos Partei Vaterland nannte die Prognosen "traurig". Das Ergebnis der Janukowitsch-Partei sei erreicht worden mit "Provokationen und Repressionen", sagte Turtschinow. Von der Oppositionspartei Udar (Schlag) zeigte sich Klitschkos Sprecherin Irina Geraschtschenko aber zufrieden: "Die Regierung ist mit aller Härte gegen die Opposition vorgegangen, umso mehr freut uns die überwältigende Unterstützung der Wähler", sagte Geraschtschenko. Udar war bisher nicht im Parlament.
Seine Stimmung sei "kämpferisch", hatte Klitschko bei dem Urnengang gesagt. Der 41-Jährige, der von seiner Frau Natalja und Leibwächtern begleitet wurde, betonte, dass er und seine Partei für eine europäische Zukunft stünden. "Ich sehe die Wahl als Kampf um europäische Standards", sagte Klitschko.
Timoschenko spricht von Wahlbetrug
Timoschenko bezweifelte aus ihrer Haft heraus die Rechtmäßigkeit der Abstimmung. Die erkrankte Politikerin stimmte an ihrem Haftort in der Eisenbahnerklinik in Charkow ab und ließ mitteilen: "Nur blinde und taube Menschen können diese Wahlen fair nennen."
Die Wahlkommission sprach von einem ruhigen Verlauf ohne gravierende Verstöße. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) will an diesem Montag ihr Urteil vorlegen. Die vergangenen Abstimmungen galten anders als in den meisten anderen Ex-Sowjetrepubliken stets als demokratisch. Die Abstimmung galt als Richtungswahl über den künftigen Kurs der Ex-Sowjetrepublik zwischen der EU und Russland.
Quelle: ntv.de, dpa