Doktorstreit geht vor Gericht Koch-Mehrin schweigt weiter
09.12.2011, 12:57 Uhr
Koch-Mehrin will um ihren Doktortitel kämpfen. Die Unterstützung in der FDP scheint derweil zu schwinden.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der Widerspruch der FDP-Europaabgeordneten Koch-Mehrin gegen den Entzug ihres Doktortitels wird von der Universität Heidelberg abgewiesen. Gegen die Entscheidung will Koch-Mehrin klagen. Eine Stellungnahme von ihr gibt es nicht.
Die Universität Heidelberg hat den Widerspruch der FDP-Politikerin Silvana Koch-Mehrin gegen den Entzug ihres Doktortitels zurückgewiesen. Die Aberkennung war bereits am 14. Juni beschlossen worden, dagegen hatte die Europaabgeordnete Widerspruch eingelegt. "Daraufhin hat sich der Promotionsausschuss mit der Begründung des Widerspruchs befasst und nach sorgfältiger Prüfung entschieden, an seiner Bewertung festzuhalten", heißt es nun in einer Pressemitteilung der Universität.
Koch-Mehrin wurde bereits am Donnerstag über die Entscheidung informiert, ihr stehe der Rechtsweg offen, so die Uni weiter. Entzogen wurde der Doktortitel "wegen schwerwiegender falscher Angaben über die Eigenständigkeit der erbrachten wissenschaftlichen Leistung".
Plagiate "in substanziellen Teilen"
Zugleich wird in der Mitteilung betont, dass der Promotionsausschuss der Philosophischen Fakultät bereits im Sommer "eindeutige Belege" dafür festgestellt habe, "dass die im Jahre 2000 von Frau Koch-Mehrin vorgelegte und von der Philosophisch-Historischen Fakultät angenommene Dissertation 'Historische Währungsunion zwischen Wirtschaft und Politik: Die Lateinische Münzunion 1865-1927' in substanziellen Teilen aus Plagiaten besteht".
Demnach finden sich auf rund 80 Textseiten der Dissertation über 120 Stellen, "die nach Bewertung des Promotionsausschusses als Plagiate zu klassifizieren" seien. "Diese Plagiate stammen aus über 30 verschiedenen Publikationen, von denen zwei Drittel nicht im Literaturverzeichnis aufgeführt worden sind."
"Der nächste Schritt ist die Klage"
Koch-Mehrin hat öffentliche Stellungnahmen zu den Vorwürfen bislang abgelehnt. Auch diesmal gab es auf Nachfrage von n-tv.de keine Erklärung der Politikerin, sondern lediglich ein Zitat ihres Anwalts. "Der nächste von der Verfahrensordnung vorgesehene Schritt ist die Klage zum Verwaltungsgericht", wird der Kölner Rechtsanwalt Christian Birnbaum darin zitiert. Die letzte Pressemitteilung auf Koch-Mehrins Website datiert vom 11. Mai. Darin erklärte sie ihren Rücktritt als Chefin der FDP-Gruppe im Europaparlament sowie als Parlamentsvizepräsidentin. An ihrem Mandat hält sie bis heute fest.
Im Oktober hatte FDP-Generalsekretär Christian Lindner gesagt, Koch-Mehrin müsse den Verpflichtungen aus ihrem Abgeordnetenmandat nachkommen. "Wer das dauerhaft nicht will, der kann nicht noch mal aufgestellt werden ... Es gilt das Leistungsprinzip." Lindner äußerte sich im Rahmen eines ARD-Berichts, demzufolge Koch-Mehrin in den Jahren 2010 und 2011 alle Sitzungen des Petitionsausschusses geschwänzt hatte - dem einzigen Ausschuss, in dem die FDP-Politikerin Vollmitglied ist.
Koch-Mehrin ist eine von mehreren Politikern, deren Dissertation im Laufe des Jahres im Nachgang der Affäre um den ehemaligen Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg in den Fokus geraten war. Ihr Fall war von der Internetplattform Vroniplag untersucht und öffentlich gemacht worden. Auch ihrem Fraktionskollegen Jorgo Chatzimarkakis war der Doktortitel aberkannt worden, er hatte dies jedoch akzeptiert.
Quelle: ntv.de, hvo