Juan Carlos wird 75 König denkt nicht ans Aufhören
05.01.2013, 10:00 Uhr
Juan Carlos bei seiner Vereidigung 1975.
(Foto: dpa)
Viel Kritik gab es in letzter Zeit am spanischen König. Doch den scheint das wenig zu kümmern. In seinem ersten TV-Interview seit mehr als zehn Jahren geht er auch nicht auf seine gesundheitlichen Probleme ein. Dabei haben die Spanier große Zweifel am Monarchen und der Monarchie.
Spaniens König Juan Carlos will seine Herrschaft auch mit 75 Jahren "energisch" fortsetzen. In seinem ersten Fernseh-Interview seit mehr als zehn Jahren, das am Vorabend des Geburtstags ausgestrahlt wurde, sagte der Monarch, er sei "in guter Form" und empfinde "Vorfreude darauf, die vor uns liegenden Herausforderungen anzunehmen".
Juan Carlos ging nicht im Einzelnen auf seine Gesundheitsprobleme ein, etwa auf die Hüft-Prothesen an beiden Seiten und vier weitere Operationen innerhalb von zwei Jahren. Er ging auch nicht auf die diversen heiklen Themen ein, die in den vergangenen Jahren zu einem Absturz seiner Beliebtheitswerte geführt hatten.
Ohne ein Datum für ein mögliches Ausscheiden aus dem Amt in Betracht zu ziehen, sagte der Monarch, Kronprinz Felipe sei "gut vorbereitet", um die Aufgabe von ihm zu übernehmen. Sein Sohn sei eine "bewundernswerte" Persönlichkeit.

Zu seinem Geburtstag ließ sich der König nach mehr als zehn Jahren vom Fernsehen interviewen.
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Juan Carlos genießt seit dem Ende der faschistischen Diktatur unter Francisco Franco im Jahr 1975 den Ruf eines einfachen und volksnahen Monarchen, der die demokratische Stabilität des Landes garantiert. Das Image des Königs erhielt jedoch Kratzer, als bekannt wurde, dass er in Botsuana an einer Elefantenjagd teilgenommen hatte und dass sein Schwiegersohn Iñaki Urdangarín in eine Korruptionsaffäre verstrickt sein soll.
Im Oktober wiesen spanische Gerichte die Anträge eines Katalanen und einer Belgierin zurück, Juan Carlos müsse sich einem Vaterschaftstest stellen, weil sie sich für uneheliche Kinder des Monarchen halten.
Angesichts der Arbeitslosigkeit eines Viertels der spanischen Bevölkerung zeigte sich Juan Carlos in dem Interview zu seinem 75. Geburtstag besorgt. "Millionen Familien können nicht in Würde leben", beklagte Juan Carlos. Jugendliche wanderten auf der Suche nach Arbeit ins Ausland ab. "Das schmerzt mich sehr." Spanien fehle es an "mehr Gleichheit und mehr Gerechtigkeit", fügte der König hinzu.
Nach einer am Donnerstag von der Zeitung "El Mundo" veröffentlichten Umfrage attestieren inzwischen nur noch 50,1 Prozent der spanischen Bevölkerung dem König eine "sehr gute" oder "gute" Bilanz. Vor einem Jahr waren es noch 76,4 Prozent gewesen. Zugleich ergab die Umfrage, dass 57,8 Prozent der jungen Leute der Ansicht sind, die Monarchie könne durch eine bessere Staatsform abgelöst werden.
Quelle: ntv.de, dpa