Spanien entfremdet sich vom König Heftige Kritik an Juan Carlos
16.04.2012, 09:06 UhrNachdem sich Spaniens König Juan Carlos bei einer Elefantenjagd in Botsuana die Hüfte gebrochen hat, hagelt es nun Kritik im eigenen Land. Viele Bürger Spaniens haben offenbar wenig Verständnis für die Eskapaden des Königshauses.
Der 74-jährige König Juan Carlos musste nach dem Unfall in Botsuana nach Madrid geflogen und in einem Krankenhaus operiert werden. Der Eingriff verlief nach Angaben der Ärzte erfolgreich. Viele Spanier kritisierten, dass der leidenschaftliche Jäger Juan Carlos, der auch Ehrenpräsident der spanischen Sektion der Umweltorganisation WWF ist, mit seinem teuren und zweifelhaften Hobby in wirtschaftlich schweren Zeiten ein schlechtes Vorbild abgebe.
Vergangenes Jahr musste der König schon Verletzungen am Knie und an der Achillessehne wegstecken. Im November war er daheim im Zarzuela-Palast mit dem Kopf gegen eine Türkante geprallt und hatte sich an Auge und Nase verletzt. Vor zwei Jahren war ihm ein gutartiger Lungentumor entfernt worden.
Juan Carlos war am Freitag mit einem Privatflugzeug aus Botsuana nach Madrid zurückgekehrt und sofort in die Klinik San José gebracht worden. Er war nach Angaben der Ärzte vom Wochenende im Safari Camp über eine Stufe gestolpert. Ohne den Unfall hätten die Spanier wohl kaum erfahren, dass Juan Carlos am Donnerstag in Afrika auf Elefantenjagd gegangen war. Das Königshaus informiert die Öffentlichkeit nicht über die Privataktivitäten des Monarchen.
20.000 Euro für jeden Elefanten
Nach einer Internetumfrage der rechtsliberalen Zeitung "El Mundo" halten es 96 Prozent der Befragten für nicht angebracht, dass der König in schwierigen wirtschaftlichen Zeiten auf Elefantenjagd geht. Die spanische Presse berichtete am Sonntag ausführlich darüber, wie kostspielig sein Hobby ist: Für jeden abgeschossenen Elefanten müsse ein Safari-Jäger in Afrika mindestens 20.000 Euro zahlen.
Spanische und internationale Medien zeigten am Sonntag ein Foto des Königs, das bei einer früheren Safari im Jahr 2006 entstanden sein soll. Stolz blickt er mit Gewehr im Arm in die Kamera, hinter ihm ein nach Medienangaben getöteter Elefant. Das Bild war demnach zunächst auf der Internetseite eines Jagdveranstalters zu sehen, die am Sonntag aber nicht mehr aufgerufen werden konnte. Auch telefonisch und per E-Mail war das Unternehmen nicht zu erreichen.
In Botsuana leben so viele Elefanten wie in keinem anderen afrikanischen Land - derzeit rund 130.000. Nach Angaben der Tierschutzorganisation Elephants Without Borders ist die Population relativ stabil.

Ein Elefant im Chobe Nationalpark in Botsuana.
(Foto: dpa)
Im Internet löste die Geschichte eine heftige Diskussion aus. So hieß es bei Twitter beispielsweise: "Die Rache des Elefantengottes. Sowas kommt von Sowas." Allein zu einem Artikel auf der Online-Seite von "El Mundo" gingen Hunderte Leserkommentare ein.
Der Chef der linken Oppositionspartei Izquierda Unida, Cayo Lara, warf dem König "Mangel an Ethik und Respekt" für viele Menschen in Spanien vor, die unter der Wirtschaftskrise zu leiden hätten. Seine Elefantenjagd sei ein Beweis dafür, dass der König gelogen habe, als er vor kurzem sagte, die Arbeitslosigkeit tausender Jugendlicher in Spanien bringe ihn um den Schlaf. Die großen politischen Parteien Spaniens hielten sich mit Kritik am König zurück und wünschten ihm gute Besserung.
Die Ärzte teilten am Wochenende mit, dem König sei eine Prothese in die Hüfte eingesetzt worden. Die Fraktur hänge auch mit einer Arthrose im Hüftgelenk zusammen. Der Monarch müsse drei bis vier Tage im Krankenhaus bleiben und danach ein oder zwei Monate pausieren. Er könne jedoch bereits mit Krücken gehen, so die Ärzte.
Auch bei anderen Mitgliedern der Königsfamilie herrschen derzeit schlechte Nachrichten vor: Eines der Enkelkinder von Juan Carlos liegt derzeit in einem Madrider Krankenhaus. Felipe Juan Froilán (13), ältester Enkel von Juan Carlos, hatte sich am Montag bei Schießübungen auf einem Landgut seines Vaters in Nordspanien mit einem Gewehr versehentlich in den Fuß geschossen.
Seit einigen Monaten sorgt zudem die Finanzaffäre um Iñaki Urdangarín, den Schwiegersohn von Juan Carlos, für Schlagzeilen. Der steht im Verdacht, als Chef einer gemeinnützigen Stiftung staatliche Gelder kassiert zu haben.
Quelle: ntv.de, dpa