Wütende Palästinenser werfen Steine Konvoi von Ban angegriffen
02.02.2012, 16:42 Uhr
Das Auto von Ban wird von aufgebrachten Palästinensern angegriffen.
(Foto: dpa)
Tausende Palästinenser sitzen in israelischen Gefängnissen. Dass sich UN-Generalsekretär Ban nicht mit deren Angehörigen treffen will, führt zu Übergriffen auf den UN-Konvoi. Steine und Schuhe fliegen, verletzt wird aber niemand. Ban fordert von beiden Seiten Zugeständnisse. Erst am Vortag waren wieder Raketen aus dem Gazastreifen in Israel eingeschlagen.
Bei einem Besuch im Gazastreifen ist der Konvoi von UN-Generalsekretär Ban Ki Moon von palästinensischen Demonstranten angegriffen worden. Rund 50 Palästinenser bewarfen die Fahrzeuge kurz hinter dem Grenzübergang Eres mit Steinen, Stöcken und Schuhen, wie ein Reporter berichtete. Damit protestierten sie dagegen, dass Ban nicht die Angehörigen von in Israel inhaftierten Palästinensern besuchte. Verletzt wurde bei dem Vorfall niemand.
Unter den Demonstranten waren zahlreiche Familienmitglieder von Palästinensern, die in Israel im Gefängnis sitzen. Sie verlangten ein Treffen mit dem UN-Generalsekretär, um mit ihm über die Situation der Häftlinge zu sprechen. Auf Plakaten warfen sie ihm vor, Israel zu bevorzugen. Nach dem Zwischenfall setzte Ban seine Reise nach Chan Junis im Süden des Gazastreifens fort, wo er ein Bauprojekt einweihte, das von den Vereinten Nationen unterstützt wird. Es sollten knapp 450 Wohneinheiten entstehen, so Ban.
"Ich danke der Bevölkerung von Gaza für den herzlichen Empfang", sagte Ban nach dem Vorfall auf einer Pressekonferenz unter dem Gelächter von Journalisten. Die Pressekonferenz wurde zeitweise von Protestrufen unterbrochen. Ban äußerte Verständnis für die Belange der Palästinenser: "Ich teile ihre Sorgen und Enttäuschung. Darum bin ich schon zum dritten Mal hier. Es besteht ein schreckliches wirtschaftliches, soziales und humanitäres Problem."
Bei der Pressekonferenz forderte Ban beide Seiten zur Änderung ihres Verhaltens auf. "Die Menschen von Gaza müssen aufhören, auf Israel zu feuern", sagte er, nachdem am Vortag mehrere Raketen aus Gaza in Israel eingeschlagen waren, ohne Opfer oder Schäden zu verursachen. Israel habe die Blockade des Gazastreifens etwas gemildert, müsse aber mehr tun, sagte Ban weiter. Es seien "Gesten des guten Willens" notwendig. UN-Projekte in dem Gebiet müssten öfter genehmigt und Grenzübergänge für Exporte geöffnet werden.
Israel soll Blockade lockern
Nach Angaben der israelischen Zeitung "Maariv" steht Regierungschef Benjamin Netanjahu derzeit unter verstärktem Druck der Uno und der USA, Vertrauen für eine Wiederaufnahme der Verhandlungen mit den Palästinensern zu schaffen. Dafür solle unter anderem die Blockade des Gazastreifens weiter gelockert werden. Insbesondere solle Material für den Bau von tausend Wohnungen und Bildungseinrichtungen in das abgeriegelte Gebiet gelassen werden, hieß es in dem "Maariv"-Bericht.
Wie ein Reporter berichtete, gab es auch während eines Besuchs Bans in der UN-Zentrale in Gaza-Stadt Proteste und Zusammenstöße zwischen Polizei und Demonstranten. Mitglieder der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas wollte Ban nicht treffen.
Der UN-Generalsekretär war am Montag zu Vermittlungsgesprächen zwischen Israelis und Palästinensern in den Nahen Osten gereist. Seine Bemühungen, beide Seiten zur Wiederaufnahme der seit September 2010 unterbrochenen Friedensgespräche zu bewegen, blieben jedoch ohne konkretes Ergebnis. Die Vorgespräche für Verhandlungen waren bereits in der vergangenen Woche in Amman gescheitert. Es ist unklar, wie es nun weitergehen soll.
Quelle: ntv.de, AFP/rts/dpa