Viele Gewaltausbrüche Krawalle zum 1. Mai
01.05.2009, 21:30 UhrBei Demonstrationen linker und rechter Gruppen ist es am 1. Mai in zahlreichen deutschen Städten zu Krawallen und Auseinandersetzungen mit der Polizei gekommen. Dutzende Gewalttäter aus beiden Lagern wurden festgenommen. Bei einem Aufmarsch von rund 1000 Neonazis in Ulm wurden Polizisten und Demonstranten durch Stein- und Flaschenwürfe von linken Gewalttätern verletzt.
In Berlin verliefen die Proteste bis zum Abend relativ friedlich. Im Stadtteil Kreuzberg gingen dann Polizisten nach Steinwürfen gegen linksautonome Randalierer vor. Bei der abendlichen Demonstration mit mehreren Tausend teils vermummten Teilnehmern war es in den vergangenen Jahren häufig zu Übergriffen und Festnahmen gekommen. Die Polizei war in der Hauptstadt mit insgesamt 6000 Beamten im Einsatz.
Neonazis aus Mainz vertrieben
In Ulm setzten die Polizei berittene Staffeln ein, um die Menge auseinanderzutreiben. Auch Wasserwerfer wurden eingesetzt. Die Gegendemonstranten skandierten "Nazis raus". In Mainz nahm die Polizei rund 50 Demonstranten aus dem linken Spektrum fest, die am Rande einer Protestveranstaltung gegen einen Neonazi-Aufmarsch unter anderem Steine geworfen und Rauchbomben gezündet hatten. Mehrere tausend Menschen hatten dort am Maifeiertag einen Aufmarsch der rechtsextremen "Initiative Süd West" in Mainz behindert. Nach Angaben der Polizei verzichteten die 100 Neonazis angesichts von mehr als 2500 Gegendemonstranten auf einen Aufmarsch in der Innenstadt.
Mit Hitlergruß provoziert
In Berlin wurden am Rand einer Kundgebung vor der NPD-Zentrale Pflastersteine auf ein Haus geworfen, wo ein Bewohner auf dem Balkon den Hitlergruß gezeigt hatte. Im Stadtteil Köpenick demonstrierten rund 1500 Menschen gegen Rechts. Etwa 100 Gegendemonstranten besetzten kurzzeitig den Bahnsteig am S-Bahnhof Köpenick. Der Zugverkehr musste zunächst gestoppt werden. Die Polizei löste die Blockade nach kurzer Zeit auf, es gab mehrere Festnahmen. Bei strahlendem Sonnenschein und Live-Musik feierten am Nachmittag etwa 15.000 Menschen beim "Myfest" in Kreuzberg.
Zusammenstöße in Dortmund
Nach Ausschreitungen nahm die Polizei in Dortmund etwa 200 Rechtsradikale vorläufig fest. Aus einer Gruppe von teilweise vermummten Demonstranten der rechten Szene seien Knallkörper und Steine geworfen worden. Die Polizei in Itzehoe (Schleswig-Holstein) nahm mehr als 40 rechte Demonstranten bei einem nicht genehmigten Aufmarsch in Gewahrsam. Im sächsischen Freiberg griffen Neonazis Polizeibeamte mit Flaschen und Steinen an, mehrere Personen wurden vorläufig festgenommen. In anderen Städten demonstrierten ebenfalls jeweils mehrere Hundert Rechtsextreme und meist auch Gegendemonstranten in ähnlich hoher Zahl.
DGB-Veranstaltung gestört
Der Deutsche Gewerkschaftsbund kritisierte, dass mehrere Mai-Kundgebungen in Deutschland von Rechtsextremen gestört worden seien. "Das hat schon eine neue Qualität", sagte eine Sprecherin. Die Polizei meldete unter anderem einen Vorfall im niedersächsischen Rotenburg/Wümme, wo 100 Mitglieder des rechten Spektrums eine DGB-Veranstaltung störten und Polizisten attackierten.
Kaum Krawalle in der Walpurgisnacht
In der Nacht zu Freitag war es nach einer friedlichen Feier im Berliner Stadtteil Friedrichshain zu Krawallen Linksautonomer gekommen. Demonstranten warfen Flaschen gegen eine vorbeifahrende Straßenbahn, unter anderem vor einem Lokal wurde ein Feuer entzündet. Bei den Löscharbeiten kam es erneut zu Flaschen- und Steinwürfen auf Polizisten. Die Polizei nahm bis zum Morgen insgesamt 57 Leute fest, insgesamt wurden 48 Beamte verletzt. Die Polizei sprach dennoch von einem insgesamt friedlichen Verlauf. Die traditionelle "Revolutionäre 1. Mai-Demo", die in den vergangenen Jahren Ausgangspunkt von Ausschreitungen war, sollte am frühen Abend in Berlin-Kreuzberg beginnen.
In Hamburg beteiligten sich nach Angaben eines Polizeisprechers bis zu hundert Menschen an Ausschreitungen im Schanzenviertel. Sie zündeten Mülltonnen an und bewarfen mehrere Polizisten mit Flaschen. Vier Beamte wurden demnach leicht verletzt, es gab drei Festnahmen. Insgesamt waren mehr als 800 Beamte im Einsatz. Für eine Walpurgisnacht sei es "ruhig" gewesen, sagte der Sprecher. Die Zwischenfälle seien nicht zu vergleichen mit den schweren Ausschreitungen vor einem Jahr zum 1. Mai. Damals war es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Linkautonomen und Rechtsextremen gekommen.
Quelle: ntv.de