Politik

Helikopterabsturz bei Kabul Kritik an Bundeswehrgerät

Nach dem Hubschrauberabsturz bei Kabul, bei dem am Samstag sieben Bundeswehrsoldaten getötet worden waren, haben die Union und der Bundeswehrverband die Ausrüstung der Soldaten kritisiert. Der Verteidigungsexperte der Union, Christian Schmidt, sagte der Zeitung "Die Welt", die Hubschrauber vom Typ Sikorsky CH-53, zu denen die abgestürzte Maschine gehörte, seien bereits 1973 in die Bundeswehr eingeführt worden. Bis heute gebe es noch nicht einmal Pläne für ein Nachfolgemodell.

Schmidt forderte eine Erhöhung des Verteidigungsetats. "Wir fliegen mit veralteter Ausrüstung", bemängelte auch der Vizevorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbands, Wolfgang Ostermeier. Die Erneuerungsrate halte mit den Anforderungen durch die Auslandseinsätze nicht Schritt.

Betroffenheit bei Politikern

Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) und Politiker der Grünen, CDU/CSU und FDP reagierten betroffen auf das Unglück. Dadurch sei "auf besonders tragische Weise deutlich" gemacht worden, wie schwierig und gefährlich der Einsatz in Afghanistan sei, sagte Schröder. Außenminister Joschka Fischer schrieb in einer Erklärung: "Das gefahrvolle Engagement der Bundeswehr im Dienste des Friedens und der Stabilität in Afghanistan ist unverzichtbar." Umso mehr bedürften die Soldaten "der vollen Unterstützung des Parlaments und der Öffentlichkeit".

Eine Ausweitung des Einsatzgebietes der deutschen Soldaten in Afghanistan über Kabul hinaus schloss Schröder aus. Die Bundeswehr habe mit ihrem jetzigen Auftrag bereits die Grenze der Belastbarkeit erreicht. "Mehr geht nicht", erklärte der Kanzler in einem Interview mit der "Süddeutschen Zeitung".

Erst am Freitag hatte der Bundestag das Mandat für den Bundeswehreinsatz in Afghanistan um ein Jahr verlängert. Das deutsche Kontingent soll von 1.280 auf 2.500 Soldaten verdoppelt werden. Mitte Februar werden die Deutschen mit den Niederländern die Führung der internationalen Schutztruppe übernehmen.

Absturz wird untersucht

Experten der Flugsicherheit haben die Ermittlungen zur Unglücksursache aufgenommen. Ein Spezialistenteam der Bundeswehr traf in Kabul ein, die Soldaten sollen bei der Suche nach der Absturzursache helfen.

Verteigungsminister Peter Struck (SPD) betonte in der ARD, nach dem derzeitigen Wissensstand schließe er einen Angriff auf die Maschine aus. Der Absturz war das bisher schwerste Unglück bei Auslandseinsätzen der Bundeswehr. Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums teilte auf Anfrage mit, bis zum späten Samstagabend seien die Angehörigen von sechs der sieben Unglücksopfer benachrichtigt worden.

Struck sagte in Berlin, der Helikopter vom Typ CH-53 sei auf einem Erkundungsflug etwa fünf Kilometer westlich des deutschen Lagers in der afghanischen Hauptstadt abgestürzt und ausgebrannt. Unklar ist immer noch die Zahl der zivilen Opfer. Struck berichtete, der Helikopter sei auf ein leer stehendes Haus gestürzt.

Keine zivilen Opfer

Zwei afghanische Kinder aus einem Nachbarhaus, die am Samstag noch vermisst worden waren, sind inzwischen wieder aufgetaucht. Es war zunächst unklar, ob die beiden Mädchen von dem Absturz betroffen seien. Der Kabuler Sicherheitschefs Mohammad Basir Salalngi hatte am Samstag kurz nach dem Unfall um 15.45 Uhr Ortszeit (12.15 Uhr MEZ) von zwei getöteten Afghanen am Boden gesprochen.

Der Sprecher der internationalen Afghanistan-Schutztruppe ISAF, Gordon Mackenzie, sagte in der ARD, er habe das Unglück beobachtet: "Erst sind Rauch und Flammen aus dem Motorraum gekommen, genau unter den Rotorblättern." Kurz danach sei der Hubschrauber abgestürzt.

Die sieben getöten Bundeswehrsoldaten kamen aus drei Standorten der Heeresflieger. Wie der Südwestrundfunk (SWR) meldete, kamen drei Soldaten aus Laupheim im Landkreis Biberach, einer aus Faßberg bei Celle und drei aus Rheine bei Osnabrück.

Quelle: ntv.de

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