Hollande ruft seine Partei zur Ordnung Kritik an Merkel übertrieben
03.05.2013, 18:52 Uhr
Merkel und Hollande feiern im Januar einträchtig das 50. Jubiläum der deutsch-französischen Freundschaft.
(Foto: REUTERS)
In einem Strategiepapier findet die Regierungspartei Frankreichs wenig schmeichelhafte Worte für die Bundeskanzlerin. Merkel wird unter anderem Egoismus vorgeworfen. Frankreichs Präsident Hollande versucht die Wogen zwischen Berlin und Paris zu glätten.
Frankreichs Präsident François Hollande hat seine Sozialistische Partei wegen harscher Kritik an Bundeskanzlerin Angela Merkel gerügt. Er habe die Sozialisten wegen ihrer "Ungeschicklichkeit" ermahnt, sagte Hollande in einem Interview. Er habe Merkel auch Botschaften zukommen lassen, um ihr zu versichern, dass er "fest" an die deutsch-französische Freundschaft glaube. Gleichzeitig forderte er Berlin aber auch auf, den Sozialisten bei EU-Themen wie der Bankenunion stärker entgegenzukommen.
Frankreichs Sozialisten hatten zuvor besonders umstrittene Passagen aus einem Papier für ihren Europa-Parteitag im Juni wieder entfernt. In der ursprünglichen Vorlage hatten führende Sozialisten zum Kampf gegen "die egoistische Unnachgiebigkeit von Bundeskanzlerin Merkel" aufgerufen. Die "Sparkanzlerin" denke "an nichts anderes als an die Spareinlagen der Anleger jenseits des Rheins, an die von Berlin verzeichnete Handelsbilanz und an die nächsten Wahlen", hieß es in dieser ursprünglichen Fassung. Das Papier hatte in Berlin und Paris erheblichen Wirbel ausgelöst. Die Angriffe seien unangemessen, hieß es aus der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.
Hollande räumte ein, Merkel habe in gemeinsamen Gesprächen ihre Sorge über die Wettbewerbsfähigkeit Frankreichs zum Ausdruck gebracht. Merkel sei eine Gesprächspartnerin, die kein Blatt vor den Mund nehme. Grundsätzlich sei er überzeugt, dass es immer möglich sei, mit Deutschland einen Kompromiss zu erzielen.
Hollande zeigt Verständnis
Indirekt stützte Hollande die Egoismus-Kritik an Merkel allerdings. Die Kanzlerin habe Wahlen vor sich und könne deswegen nicht den Eindruck erwecken, sie kümmere sich mehr um die Sorgen Europas als um die der Deutschen.
An diesem Montag jährt sich der Wahlsieg Hollandes gegen seinen konservativen Amtsvorgänger Nicolas Sarkozy zum ersten Mal. Bereits für diesen Sonntag hat die extreme Linke um Hollandes früheren Parteifreund Jean-Luc Mélenchon zu einer Großdemonstration in Paris aufgerufen. Dabei soll vor allem gegen die Sparpolitik und das auf den Präsidenten ausgerichtete politische System in Frankreich protestiert werden.
Quelle: ntv.de, jle/AFP/dpa