"Keine Entschuldigung für Geiz" Kulturkampf ums Urheberrecht
10.05.2012, 12:50 UhrOhne Ende Musik hören, Filme schon vor dem Kinostart sehen, ganze Fernsehserien auf den Rechner holen: das Internet macht's möglich - oft kostenlos, selten legal. Was tun? Die Debatte ums Urheberrecht tobt, jetzt melden sich mal wieder Künstler zu Wort, 100 an der Zahl.

Schauspieler Mario Adorf (bei der Verleihung der Goldenen Kamera im Februar) gehört zu den prominentesten Unterzeichnern des Aufrufs: "Wir sind die Urheber!"
(Foto: picture alliance / dpa)
Mit einem Aufruf prominenter Autoren und Künstler zur Verteidigung des Urheberrechts ist die Debatte über den Umgang mit kreativen Werken im Internet in eine neue Runde gegangen. Der Appell "Wir sind die Urheber. Gegen den Diebstahl geistigen Eigentums" wurde im Internet und in der "Zeit" veröffentlicht.
Die 100 Erstunterzeichner wenden sich indirekt gegen Initiativen aus mehreren Parteien, das Urheberrecht an die veränderten Bedingungen im Netz anzupassen. "Die alltägliche Präsenz und der Nutzen des Internets in unserem Leben" könne "keinen Diebstahl rechtfertigen und ist keine Entschuldigung für Gier oder Geiz."
Die Erklärung bezeichnet das Urheberrecht als "historische Errungenschaft bürgerlicher Freiheit gegen feudale Abhängigkeit" und als "materielle Basis für individuelles geistiges Schaffen". Sie richtet sich gegen das Argument, dass es einen Interessengegensatz zwischen den eigentlichen Urhebern kreativer Werke und den sogenannten Verwertern gibt, also etwa Verlage, Plattenfirmen und Verwertungsgesellschaften wie die Gema. Einige Netzaktivisten haben erklärt, dass sich die Urheber im Internet direkt an ihr Publikum wenden und an den Verwertern vorbei Geld verdienen könnten.
"Umsonstkultur" im Internet
Zu den Erstunterzeichnern gehören die Schriftsteller Daniel Kehlmann, Charlotte Roche, Julia Franck, Uwe Tellkamp, Martin Walser und Günter Wallraff sowie Künstler wie der Schauspieler Mario Adorf. Auch der Musiker und Schriftsteller Sven Regener unterschrieb - er hatte die Debatte im März mit einer heftigen Polemik in Fahrt gebracht.
Danach wandten sich 51 Drehbuch-Autoren der Krimi-Reihe "Tatort" an die "liebe Netzgemeinde" und warfen dieser vor, die "Umsonstkultur" im Internet in den Rang eines Grundrechts erheben zu wollen. Die Kritik richtete sich insbesondere auch gegen die Piratenpartei, die bei den letzten Wahlen wiederholt erfolgreich war.
Der Urheberrechtsexperte bei den Berliner Piraten, Christopher Lauer, erklärte zu der neuen Künstler-Initiative auf Twitter: "Egal wie viel Unverständnis man für die Aktion in der Zeit hat: Wir müssen das ernst nehmen. Es bedarf einer Handreichung."
Jan Engelmann vom Wikimedia-Verein schrieb ebenfalls auf Twitter: "Verwerter denken Urheberrecht als Verbotsrecht, wir suchen Anreize für kreatives Schaffen, rege Nutzung und Beteiligung." Im Blog netzpolitik.org schrieb Leonhard Dobusch, der Aufruf in der "Zeit" versuche, "eine Einheitsfront zwischen Urhebern und Verwertern zu suggerieren", beweise aber nur, "dass ebendiese Front am Bröckeln ist".
Quelle: ntv.de, tle/dpa