Politik

Bei Doktorarbeit abgeschrieben? Kultusminister entschuldigt sich

Bernd Althusmann ist Mitglied der CDU und niedersächsischer Kultusminister. Zur Zeit sitzt er der Kultusministerkonferenz vor. Da kommen ihm die Vorwürfe sehr ungelegen, er habe in seiner Dissertation an vielen Stellen inhaltliche und wörtliche Übernahmen nicht als solche gekennzeichnet. Politische Konsequenzen schließt er vorerst aus.

Niedersachsens Kultusminister Bernd Althusmann gerät wegen seiner Doktorarbeit unter Druck. Plagiatsjäger werfen ihm zahlreiche Fehler beim Zitieren fremder Quellen vor. Der CDU-Politiker entschuldigte sich für mögliche handwerkliche Fehler, versicherte aber, er habe an keiner Stelle von anderen Wissenschaftlern abgeschrieben, ohne das zu kennzeichnen.

Althusmann hatte als externer Doktorand an der Uni Potsdam mit einer Arbeit über die Organisation der öffentlichen Verwaltung promoviert.

Althusmann hatte als externer Doktorand an der Uni Potsdam mit einer Arbeit über die Organisation der öffentlichen Verwaltung promoviert.

(Foto: dapd)

"Es gab keinen Täuschungsversuch von meiner Seite", unterstrich Althusmann, der seit gut einem Jahr Kultusminister in Hannover und derzeit auch Vorsitzender der Kultusministerkonferenz ist. Konsequenzen für seine politischen Ämter schloss der 44-Jährige zunächst aus. Die Universität Potsdam bat er um die Überprüfung seiner 2007 abgegebenen Arbeit.

Ministerpräsident David McAllister von der CDU sagte zwar: "Er ist Minister und er bleibt Minister." Er fügte aber hinzu, die Prüfung durch die Universität müsse abgewartet werden. "So viel Zeit müssen wir uns nehmen." Die Opposition legte Althusmann den Rücktritt für den Fall nahe, dass sich die Vorwürfe bewahrheiten. Sie bezeichnete die mögliche Schummelei des Bildungspolitikers als peinlich. Der Minister soll in seiner Dissertation an vielen Stellen inhaltliche wie wörtliche Übernahmen aus anderen wissenschaftlichen Werken nicht als solche gekennzeichnet haben. Das berichtete die Wochenzeitung "Die Zeit".

"Eine Krise, die ich durchzustehen habe"

Eine von der Zeitung vorgelegte Analyse kommt zu dem Schluss, dass die Doktorarbeit zu mehr als der Hälfte aus teils verschleierten Zitaten bestehe und daher wenig Platz für eigene Gedanken lasse. Durchgängig und in großem Ausmaß sei es zu einer bewussten oder unbewussten Irreführung gekommen. Möglicherweise habe Althusmann den Leser über den hohen Anteil an Zitaten und den geringen Anteil an eigener Leistung im Unklaren lassen wollen.

"Ich habe meine Arbeit nach bestem Wissen und mir damals bekannten Zitierstandards angefertigt", erklärte der Bildungsminister dazu. Es sei seine Pflicht, auch im Umgang mit eigenen Fehlern mit gutem Beispiel voranzugehen und sich zu stellen, statt davonzulaufen. "Für meine Ämter habe ich, auch nachdem ich den Ministerpräsidenten gestern informiert habe, entschieden, dass dies eine Krise ist, die ich durchzustehen habe."

"Vorbild für fast eine Million Schülerinnen und Schüler"

Sollte sich herausstellen, dass Althusmann tatsächlich gegen wissenschaftliche Grundsätze verstoßen habe, sei er als Minister nicht zu halten, erklärte der Grünen-Fraktionschef Stefan Wenzel. Die SPD-Landtagsabgeordnete Frauke Heiligenstadt forderte Althusmann auf, den Vorsitz der Kultusministerkonferenz bis zur Klärung der Vorwürfe ruhen zu lassen.

SPD-Parlamentsgeschäftsführer Thomas Oppermann erklärte in Berlin: "Ich begrüße, dass die Universität Potsdam die Arbeit von Herrn Althusmann überprüft und hoffe auf schnelle Ergebnisse." Dabei werde zu berücksichtigen sein, dass der CDU-Politiker als Präsident der Kultusministerkonferenz Vorbildfunktion habe. "Althusmann muss Vorbild für fast eine Million Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen sein. Es muss deshalb besonders streng geprüft werden, ob er geschummelt hat", forderte Oppermann.

"Großteil meiner Ferien dazu genutzt"

Althusmann promovierte als externer Doktorand an der Uni Potsdam mit einer Arbeit über die Organisation der öffentlichen Verwaltung. Die Arbeit sei zwischen den Jahren 2000 und 2007 mit Unterbrechungen parallel zu seiner politischen Tätigkeit entstanden, erklärte er. "Ich habe den Großteil meiner Ferien dazu genutzt."

An der Universität Potsdam beschäftigt sich nun der zuständige Dekan mit den Vorwürfen. "Das ist nicht innerhalb weniger Stunden zu erledigen", sagte Uni-Sprecherin Birgit Mangelsdorf. Nach Einschätzung von Althusmann wird die Untersuchung der Universität etwa vier Wochen dauern.

Die Universität Tübingen hat unterdessen dem baden-württembergischen CDU-Landtagsabgeordneten Matthias Pröfrock aus Waiblingen seinen Doktortitel aberkannt. Die Dissertation des 34-Jährigen weise zahlreiche Plagiate auf, teilte die Hochschule mit. Allerdings glaubte der Promotionsausschuss den Beteuerungen des 34-Jährigen, dass er sich nicht absichtlich mit fremden Federn geschmückt habe. Pröfrock akzeptierte die Entscheidung und bat um Entschuldigung. Zurücktreten will aber auch er nicht.

Im Februar war bereits dem zurückgetretenen von der Uni Bayreuth der Doktortitel nach Plagiatsvorwürfen aberkannt worden. Mitte Juni entzog die Universität Heidelberg der wegen Plagiaten ihren Doktortitel.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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