Ermittlung gegen KSK Kurnaz-Prozess geht weiter
08.01.2007, 08:29 UhrDie Staatsanwaltschaft Tübingen hat im Fall Kurnaz Ermittlungen gegen zwei deutsche Soldaten des Bundeswehr-Kommandos Spezialkräfte (KSK) wegen gefährlicher Körperverletzung aufgenommen. Den Soldaten werde vorgeworfen, im Januar 2002 im US-Gefangenenlager Kandahar in Afghanistan den Deutsch-Türken Murat Kurnaz geschlagen zu haben, teilte die Anklagebehörde am Montag mit. Das Verfahren sei bereits am 29. Dezember 2006 eingeleitet worden.
Der in Bremen geborene Türke Kurnaz war Ende 2001 nach eigener Aussage in Pakistan festgenommen und nach einem Zwischenaufenthalt in einem US-Lager in Afghanistan in das US-Gefangenenlager Guantnamo gebracht worden. Erst im August 2006 kam er frei. Im US-Lager in Kandahar wurde Kurnaz nach eigenen Angaben von deutschen Soldaten misshandelt. Er hatte ausgesagt, ein Soldat habe ihn an den Haaren gepackt und auf den Boden geschlagen und getreten. Der zweite Soldat habe dabei gestanden. Beide müssen sich wegen gefährlicher Körperverletzung im Amt durch gemeinschaftliche Begehung verantworten.
Die Staatsanwaltschaft teilte mit, Kurnaz habe die beiden Soldaten aus 48 ihm vorgelegten Lichtbildern identifiziert. Neben 14 KSK-Soldaten seien noch 34 weitere unbeteiligte Personen in KSK-Uniform fotografiert worden. Die Ermittlungen dauerten an. Durch die Anordnung der Vernehmung sei eine Verjährung der Vorwürfe unterbrochen worden.
Der Fall Kurnaz ist auch Gegenstand eines Untersuchungsausschusses des Bundestages.
Der Sprecher des Verteidigungsministeriums, Thomas Raabe, sagte, für die Soldaten gelte weiter die Unschuldsvermutung. Sein Haus habe keine anderen Erkenntnisse zu dem Fall als Ende vergangenen Jahres. Demnach habe ein KSK-Soldat dem verhafteten Kurnaz bei einem Wortwechsel zugerufen, er sei wohl auf der falschen Seite gewesen. "Nichts weiteres ist uns darüber hinaus bekannt, und deshalb warten wir ab, was bei dem Ermittlungsverfahren kommt", sagte Raabe.
Quelle: ntv.de