Tory-Regierung "ausgelöscht" Labour bringt Konservativen drastische Niederlage bei
04.07.2024, 23:06 Uhr
Die oppositionelle Labour-Partei von Starmer gewinnt die Parlamentswahl in Großbritannien mit großem Abstand. Der 61-Jährige dürfte damit Nachfolger von Premierminister Sunak werden. Dessen Konservative Partei geht nach 14 Regierungsjahren mit einer schweren Niederlage in die Opposition.
Die oppositionelle Labour-Partei hat bei der Parlamentswahl in Großbritannien einen deutlichen Sieg errungen. Noch sind nicht alle Wahlkreise ausgezählt. Aber die Partei von Keir Starmer kann mit 410 der 650 Sitze im Unterhaus rechnen, ergaben die am Abend veröffentlichten Nachwahlbefragungen mehrerer britischer Sender. Für eine absolute Mehrheit im Unterhaus sind lediglich 326 Sitze nötig.
Großbritannien sei "bereit für den Wandel", sagte Starmer in einer ersten Reaktion. "Der Wandel beginnt genau hier, denn das ist Ihre Demokratie, Ihre Gemeinschaft und Ihre Zukunft."
Die seit 14 Jahren regierenden Konservativen von Premierminister Rishi Sunak erlitten demnach mit nur 131 Sitzen ihre schlimmste Niederlage seit Beginn des 20. Jahrhunderts und wurden damit wie erwartet eindeutig abgewählt - "ausgelöscht", wie britische Medien schreiben. Am Morgen gestand Sunak die Niederlage seiner Partei ein. Er selbst konnte seinen Wahlkreis - Richmond and Northallerton - verteidigen.
Laut den Nachwahlbefragungen, die unmittelbar nach Schließung der Wahllokale um 22.00 Uhr Ortszeit (23.00 Uhr MESZ) veröffentlicht wurden, können die Liberaldemokraten im neuen Unterhaus auf 61 Sitze hoffen. Die einwanderungsfeindliche Partei Reform UK von Nigel Farage errang demnach bei dem nach dem Mehrheitswahlrecht abgehaltenen Urnengang 13 Sitze.
Labour war vorab bereits ein historischer Sieg prognostiziert worden. In Umfragen waren sie sogar auf mindestens 430 der insgesamt 650 Unterhaus-Sitze gekommen.
Labour steht für Rückkehr zur Seriosität
Nach Jahren geprägt von Brexit, Corona, Wirtschaftskrise und jeder Menge Skandale sehnen die Britinnen und Briten offenbar eine Veränderung herbei. In den 14 Jahren der Tory-Regierungen hatten sie insgesamt fünf konservative Premiers erlebt - 2022 waren es drei binnen vier Monaten. Sunak ist seit Oktober 2022 Premierminister.
Die Tories hatten vor allem einen Negativ-Wahlkampf geführt, vor Steuererhöhungen durch eine Labour-Regierung gewarnt und ein härteres Vorgehen bei den Themen Migration und Sicherheit angekündigt. Dagegen warb Labour-Chef Starmer für eine Rückkehr zur Seriosität in der britischen Politik, versprach ein langfristiges Wirtschaftswachstum und präsentierte sich vor allem als Diener des Landes. "Erst das Land, dann die Politik", betonte er immer wieder.
Schneller Regierungswechsel
Nach der deutlichen Wahlschlappe der Tories wird Sunak voraussichtlich noch am Freitag bei König Charles III. seinen Rücktritt als Premierminister einreichen. Kurz darauf dürfte der Monarch Starmer dazu einladen, als Premierminister die kommende britische Regierung zu führen. Der nächste Stopp für den Labour-Chef ist dann der Amtssitz des Premiers in Downing Street Nummer 10, wo er eine erste Rede halten und seine Minister ernennen wird.
Für den 61-jährigen Starmer, der seine politische Karriere erst vor neun Jahren startete und zuvor als Jurist arbeitete, ist dies ein bemerkenswerter Aufstieg. Sunak hingegen ist der erste amtierende britische Premierminister, der bei einer Parlamentswahl nicht wiedergewählt wurde.
Quelle: ntv.de, mau/AFP/dpa