Politik

Comeback-Pläne Lafontaine gibt sich bedeckt

Lafontaine hatte die Linke bundestauglich gemacht.

Lafontaine hatte die Linke bundestauglich gemacht.

(Foto: dapd)

In einer "Notsituation" könne sich Ex-Linke-Chef Lafontaine vorstellen, wieder in die Bundespolitik zu kommen. Das sagt jedenfalls dessen Kampfgefährte Gysi. Und lässt offen, was das ist, eine "Notsituation". Ist etwa der Abgang des derzeitigen Führungsduos gemeint? Lafontaine selbst will nichts dazu sagen.

Der frühere Linke-Chef Oskar Lafontaine kann sich eine Rückkehr in die Bundespolitik vorstellen. "Er schließt es für Notsituationen nicht aus", sagte der Fraktionschef im Bundestag, Gregor Gysi. Im Augenblick habe Lafontaine aber nicht die Absicht, ein bundespolitisches Spitzenamt zu übernehmen.

Glücklose Führungsfiguren: Gesine Lötzsch und Klaus Ernst.

Glücklose Führungsfiguren: Gesine Lötzsch und Klaus Ernst.

(Foto: dapd)

Was eine Notsituation ist, wollte Gysi nicht sagen. Allerdings steht die Doppelspitze aus Klaus Ernst und Gesine Lötzsch seit Monaten erheblich unter Druck - so sehr, dass immer wieder über deren Ablösung spekuliert wird. Zuletzt waren die Wahlergebnisse der Partei in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz unter den Erwartungen geblieben. Auch in den Sonntagsfragen erreicht die Partei keine Spitzenwerte mehr.

Lötzsch ermahnte Gysi zu mehr Zurückhaltung in Personalfragen. "Über den Parteivorsitz entscheiden in einer demokratischen Partei Parteitage", sagte Lötzsch dem "Neuen Deutschland". "Gregor Gysi ist ein hochbegabter Politiker, aber als Pressesprecher von Oskar Lafontaine völlig ungeeignet." Auch Ernst forderte ein Ende der Personaldebatte. "Das hat uns geschadet und hilft uns auch jetzt nicht", sagte er der Wochenzeitung "Der Freitag". Die Partei müsse vielmehr über Inhalte diskutieren.

Alexander Fischer, Pressesprecher der Linken, sagte n-tv.de: "Zu diesem Thema haben die Parteivorsitzenden und Oskar Lafontaine alles gesagt." Am Montag hatte Ernst gesagt, eine Rückkehr Lafontaines in die Bundespolitik sei derzeit "kein Thema".

Lafontaine hält sich zurück

Auch Lafontaine selbst hält die Leine kurz: "Ich habe mich mehrfach dazu geäußert und ich habe keine Veranlassung, dies nochmals zu tun", sagte Lafontaine in Saarbrücken zu entsprechenden Fragen von Journalisten. Erst kürzlich hatte er in der "Saarbrücker Zeitung" davon gesprochen, seine Krebs-Erkrankung "wahrscheinlich überwunden" zu haben - und damit Spekulationen angeheizt. Ernst hatte dazu gesagt, jeder wünsche sich den früheren Bundesvorsitzenden wegen seiner Ausstrahlung so oft wie möglich auf der Bühne. "Wir kennen seine Bedeutung und da sind wir auch sehr froh darüber." Seine Position und die seiner Co-Vorsitzenden sieht Ernst aber nicht geschwächt: "Wir haben eine gewählte Führung, und ich denke, die wird auch im Amt bleiben."

Der Linksfraktionschef in Sachsen-Anhalt, Wulf Gallert, der Berliner Bundestagsabgeordnete Stefan Liebich und der stellvertretende Fraktionsvorsitzende Dietmar Bartsch kritisierten im "Berliner Kurier" den Vorstoß Gysis. "Zu sagen, dass wir keine Personaldebatte wollen und gleichzeitig über eine eventuelle Rückkehr Oskar Lafontaines zu reden, ist ein Widerspruch an sich", sagte Bartsch.

Auch der Landeschef der Linken in Mecklenburg-Vorpommern, Steffen Bockhahn, sprach sich gegen eine Rückkehr Lafontaines an die Spitze der Bundespartei aus. "Ich glaube, dass es nicht nötig ist, dass Oskar Lafontaine wieder ein Amt in der Bundespartei übernimmt", so Bockhahn. Es gebe Jüngere in der Partei, denen eine Chance gegeben werden sollte. Und weiter: "Ich weiß nicht, warum wir eine Personaldiskussion in der Bundesspitze anfangen sollten und warum Gregor Gysi das tut."

Die stellvertretende Parteichefin Sarah Wagenknecht sagte dagegen der "Bild"-Zeitung: "Es wäre für die Partei ein großer Gewinn, wenn sich Oskar Lafontaine wieder mehr auf bundespolitischer Ebene einbringen würde."

Lafontaine führte die Partei nach der Gründung 2007 zusammen mit Lothar Bisky drei Jahre lang. Die beiden wirkten auch maßgeblich an dem Entwurf für das neue Parteiprogramm mit, das in diesem Herbst beschlossen werden soll.

Quelle: ntv.de, jmü/dpa

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