"Merkel ist orientierungslos" Lafontaine springt Schmidt bei
12.12.2013, 15:48 Uhr
Oskar Lafontaine trauert der Ostpolitik der Schmidt-Zeit nach.
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Helmut Schmidt klagt: Kanzlerin Merkel und die Staatschefs der EU sind nur noch Mittelmaß. Außerdem solle Deutschland seine Waffenexporte reduzieren. Beistand erhält der Altkanzler ausgerechnet von seinem ehemaligen Parteikollegen Oskar Lafontaine.
Oskar Lafontaine hat die Kritik von Altkanzler Helmut Schmidt an der EU verteidigt. Insbesondere die Haltung von Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundespräsident Joachim Gauck sei von "Orientierungs- und Prinzipienlosigkeit" geprägt, sagte Lafontaine n-tv.de. Mit seinem Besuch in Moskau habe Schmidt lediglich deutlich gemacht, dass er für diese Russland-Politik "kein Verständnis hat".
"Deutschland und Europa brauchen in der Tradition der Ostpolitik Willy Brandts eine gute Zusammenarbeit mit Russland." Mit seinem Appell, die Rüstungsexporte zu stoppen, knüpfe Schmidt an die beste Tradition sozialdemokratischer Außenpolitik an, "in deren Zentrum Abrüstung und Frieden stand", erklärte der ehemalige SPD-Chef und derzeitige Fraktionschef der Linken im saarländischen Landtag weiter.
Nur Churchill und de Gaulle taugen etwas

Helmut Schmidt bei seinem Besuch im Kreml. Schmidt feiert in wenigen Tagen seinen 95. Geburtstag.
(Foto: imago stock&people)
Helmut Schmidt hatte am Dienstag Moskau besucht und bei einem Treffen mit Kremlche f Wladimir Putin die Politik der europäischen Staatenlenker kritisiert. Die Arbeit des EU-Parlaments und der nationalen Regierungen lasse zu wünschen übrig, wurde der Sozialdemokrat vom Kreml zitiert.
Schmidt sprach demnach von einer "Krise der Institutionen". Und auch die Qualität europäischer Staats- und Regierungschefs sei immer weiter gesunken. Seit dem Zweiten Weltkrieg hätten nur der Brite Winston Churchill und der Franzose Charles de Gaulle herausgeragt.
In der aktuellen Ausgabe der "Zeit" fordert der 94-Jährige zudem, Deutschland solle seine Rüstungsexporte zurückfahren. Die Bundesrepublik sei heute der drittgrößte Waffenexporteur. "Eine Entwicklung, die mir sehr missfällt", so Schmidt. Die künftige Regierung hätte die Aufgabe, dies zu stoppen.
Putin sah sich angesichts der scharfen Worte des deutschen Altkanzlers offenbar gezwungen, seine europäischen Kollegen in Schutz zu nehmen. "Die Situation in der Weltwirtschaft ist schwierig", sagte der russische Präsident bei dem als "Abschiedsbesuch" bezeichneten Treffen.
Quelle: ntv.de, tar/dpa