Politik

Steine und Tränengas Lage am Tempelberg eskaliert

Im Streit um Bauarbeiten am Tempelberg in Jerusalem haben sich muslimische Demonstranten und israelische Polizisten nach den Freitagsgebeten vor der Al-Aksa-Moschee heftige Auseinandersetzungen geliefert. Dabei wurden mehr als 30 Menschen verletzt, wie aus Mitteilungen beider Seiten hervorging. Die israelische Polizei stürmte das Gelände auf dem Tempelberg. Während muslimische Gläubige Steine warfen, feuerten Polizisten Tränengas und Schockgranaten. Zusammenstöße gab es auch an anderen Stellen der Jerusalemer Altstadt. Die Polizei nahm 17 Demonstranten fest. In Nazareth demonstrierten unterdessen Tausende israelische Araber gegen die Bauarbeiten.

Jordaniens König Abdullah II. bin al-Hussein verurteilte am Freitagabend das Vorgehen Israels rund um die Moschee und gegen die muslimischen Gläubigen. Dies könne neue Hürden auf dem Weg zu einem Frieden aufstellen. "Der König zeigte sich besorgt über die gefährliche israelische Eskalation gegen islamische Heiligtümer und wies alle von Israel angeführten Begründungen für sein Verhalten als Deckmantel für die Verstöße gegen die Al-Aksa-Moschee zurück", hieß es in einer Erklärung des Palasts zu einem vorangegangenen Telefonat des Königs mit Palästinenserpräsident Mahmud Abbas.

Israelische Behörden lassen an einem im Jahr 2004 teilweise eingestürzten Fußweg am Fuße des Tempelberges arbeiten, der vom Platz der Klagemauer auf den Tempelberg führt. Dort steht die Al-Aksa-Moschee. Ein Abschnitt des Weges soll durch eine neue Konstruktion ersetzt werden. Aufgebrachte Muslime und arabische Regierungen protestieren seit Dienstag gegen die Arbeiten. Diese gefährdeten die Al-Aksa-Moschee, eines der wichtigsten Heiligtümer der Muslime.

Nach einigen Stunden beruhigte sich die Lage am Tempelberg wieder. Protestierer zogen friedlich vom Tempelberg ab. Ein Teil der Muslime hatte sich in der Moschee verbarrikadiert, berichteten Augenzeugen. Der palästinensische Politiker Mustafa Barguti warf den Israelis vor, sie seien noch vor dem Ende der Freitagsgebete gewaltsam auf das Gelände der Al-Aksa-Moschee vorgedrungen. Ein israelischer Polizeisprecher sagte, Aufgabe der Einheiten sei es, für Ruhe zu sorgen. Die Polizei habe die Lage "voll unter Kontrolle". Für Männer unter 45 Jahren war der Zugang auf den Tempelberg am Freitag verboten. Insgesamt waren in der Altstadt etwa 3000 Polizisten im Einsatz.

Die ägyptische Polizei sperrte am Freitag Tausenden von Muslimen den Weg zum Freitagsgebet in der Kairoer Al-Azhar-Moschee, um Protestaktionen gegen die israelischen Bauarbeiten zu verhindern. Die aufgebrachten Gläubigen demonstrierten daraufhin in den umliegenden Straßen. Die spontane Demonstration wurde jedoch schon nach weniger als einer halben Stunde von der Polizei beendet. Nach Angaben von Augenzeugen wurden Dutzende von Menschen festgenommen, darunter mehrere Mitglieder der offiziell verbotenen Muslimbruderschaft.

Das Oberhaupt des einflussreichen Al-Azhar Islam-Instituts in Kairo, Scheich Mohammed Sajjid Tantawi, schrieb in der halbamtlichen ägyptischen Tageszeitung "Al-Ahram": "Der "Dschihad" ist nicht nur das Recht eines jeden Muslimen, sondern sogar seine Pflicht, wenn er seine Heiligtümer, seinen Besitz oder sein Land verteidigt. Jeder Muslim muss das tun, was in seiner Macht steht, um diesen Angriff auf die Al-Aksa-Moschee abzuwehren."

Ausgrabungen am Tempelberg hatten bereits 1996 schwere Proteste ausgelöst, bei denen 61 Palästinenser und 15 israelische Soldaten getötet wurden. Im Jahr 2000 trug ein Besuch des damaligen israelischen Oppositionsführers Ariel Scharon zum Ausbruch der zweiten Intifada bei.



Quelle: ntv.de

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