Britische Soldaten Lange Haft angedroht
06.04.2007, 16:25 UhrDie bis vor kurzem im Iran festgehaltenen britischen Marineangehörigen wurden eigenen Angaben zufolge zu falschen Geständnissen gezwungen. Ihnen sei mit sieben Jahren Gefängnis gedroht worden, falls sie nicht kooperierten, erklärten sie auf einer Pressekonferenz am Freitag. Die Iraner hätten sie gefesselt in Isolationshaft gehalten und ihnen während der gesamten Gefangenschaft die Augen verbunden.
"Uns wurden zwei Möglichkeiten gegeben: Wir könnten bald wieder in einem Flugzeug nach Großbritannien sitzen, wenn wir zugäben, dass wir vom Weg abgekommen seien. Wenn wir das nicht täten, würden uns sieben Jahre Haft drohen", erklärten die Marineangehörigen. Die einzige festgehaltene Frau unter ihnen sei zudem mehrere Tage von den Iranern im Glauben gelassen worden, dass ihre Kollegen bereits auf freiem Fuß seien.
Die 14 Männer und eine Frau waren am 23. März bei einem Schiffseinsatz in iranisch-irakischen Grenzgewässern festgenommen worden. Die Regierung in Teheran wirft ihnen vor, in iranisches Hoheitsgebiet eingedrungen zu sein, was Großbritannien bestreitet. Der Regierung in London zufolge handelte es sich um eine gewöhnliche UN-Mission in irakischen Gewässern. Die Marinesoldaten und Matrosen kehrten am Donnerstag zu ihren Familien in Großbritannien zurück. Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hatte mit ihrer Freigabe eine schwere internationale Krise beendet.
Großbritannien leitete mittlerweile eine ausführliche Untersuchung des Zwischenfalls ein. Die beteiligten Soldaten wurden am Freitag ausführlich über die genauen Umstände ihrer Festnahme befragt. Zudem setzte das britische Militär seine Patrouillenfahrten im Persischen Golf vorerst aus.
Unklarheit herrschte weiterhin über die Hintergründe der Freilassung: Nach iranischer Darstellung hat sich der britische Premierminister Tony Blair in einem Schreiben für eine Grenzverletzung der Soldaten beim Iran entschuldigt. Blairs Amt wies diese Darstellung "kategorisch" zurück. Dem Premier zufolge waren diplomatische Bemühungen sowie die starke internationale Unterstützung ausschlaggebend. Die Krise habe neue Verbindungen zum Iran geschaffen, die Großbritannien auf vorsichtige Weise aufrechterhalten werde. "Die internationale Gemeinschaft muss jedoch weiterhin absolut standhaft bleiben, wenn es darum geht, ihren Willen durchzusetzen", sagte Blair auch mit Bezug auf das iranische Atomprogramm.
Beobachter bewerteten es als positiv, dass Blairs hochrangigster außenpolitischer Berater Nigel Sheinwald in direktem Kontakt mit dem Chef des Nationalen Sicherheitsrats des Irans, Ali Laridschani, stand. Demnach könnte der als Pragmatiker geltende Laridschani helfen, auch eine Lösung im Atomstreit mit dem Iran herbeizuführen. Auch die deutsche EU-Ratspräsidentschaft äußerte Hoffnungen, die nun gelöste Gefangenen-Krise könnte den Dialog mit der Regierung in Teheran verbessern.
Quelle: ntv.de