13.000 Zuschauer in Düsseldorf Laumann erhebt Einspruch gegen Konzert
07.08.2020, 17:08 Uhr
Laumann wirkt regelrecht empört.
(Foto: dpa)
Dass im Düsseldorfer Fußballstadion wieder ein Großkonzert mit Tausenden Zuschauern stattfinden soll, feiert Veranstalter Lieberberg als Rückkehr zur Normalität. Doch wurde gar nicht das Landesgesundheitsministerium gefragt. Das stößt dessen Chef Laumann nun sauer auf.
Das Getöse ist schon ziemlich laut, bevor der erste Ton gespielt wurde: Ein trotz Corona-Pandemie in Düsseldorf geplantes Konzert mit 13.000 Zuschauern hat innerhalb von Stunden zu massiven Verstimmungen zwischen Stadt und Land geführt. NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann zweifelt öffentlich an der rechtlichen Grundlage des Vorhabens. "Konzept und Genehmigung sind jedenfalls nicht mit dem Land abgestimmt und ich habe begründete Zweifel an der rechtlichen Grundlage", erklärte der CDU-Politiker der Deutschen Presse-Agentur.
Sein Ministerium habe das örtliche Gesundheitsamt angewiesen, "unverzüglich die Rechtsgrundlage für diese Genehmigungsentscheidung darzustellen". Die Pläne für die rund 150-minütige Show mit dem Titel "Give Live A Chance" im Düsseldorfer Fußballstadion ("Merkur Spielarena") waren am Morgen bekannt geworden. "Wir machen die Tür auf für die Renaissance der Live-Musik, der wir mit diesem Konzert endlich die verdiente Chance zum Neustart geben", erklärte Veranstalter Marek Lieberberg. Man sei sicher, dass das Publikum "enthusiastisch, tolerant und verantwortungsbewusst" damit umgehen werde. Auftreten sollen unter anderem Rocker Bryan Adams (60), Sängerin Sarah Connor (40) und die Western-Band The BossHoss.
Dabei hieß es, das Konzert werde in enger Abstimmung mit den Behörden geplant. Dem Infektionsschutz werde "in vollem Umfang Rechnung getragen". Das Konzept sieht etwa vor, dass die Besucher dauerhaft Masken tragen - auch auf den Sitzplätzen. Schals, Halstücher oder "vorgehaltene Textilien" sollen nicht akzeptiert werden. Der Einlass erfolge in verschiedenen Zeitfenstern, Sicherheitsabstand bleibe gewahrt. Die Tickets seien zudem personalisiert, Alkohol verboten. Besucher könnten alleine kommen, in Gruppen von bis zu zehn Leuten oder mit "Angehörigen des eigenen und eines weiteren Hausstandes".
Laumann: "Schlicht verantwortungslos"
Wer rein will, soll unter anderem bestätigen, dass er aus keiner Region kommt, in der die "'Corona Obergrenze' von 50 Neuinfektionen pro 100-000 Einwohner überschritten wurde". Das Gesundheitsministerium scheint das auf Anhieb nicht zu überzeugen. Kurz vor Ende der Reisesaison gebe es eine komplexe Infektionslage. "In dieser Situation Menschen aus ganz Deutschland zu animieren, quer durch das Land nach Düsseldorf zu reisen und zu Tausenden zusammenzukommen, halte ich schlicht für verantwortungslos", erklärte Laumann.
Dass ein "lokales Gesundheitsamt in dieser Lage eine Veranstaltung dieser Größenordnung im Alleingang" genehmige, habe ihn "nachhaltig irritiert". "Dass die Stadt selbst Mitveranstalter dieses Festival zu sein scheint und keinerlei Abstimmung mit dem Land sucht, macht das Verhalten noch unverständlicher."
Die Größenordnung wäre in der Corona-Pandemie auf jeden Fall bemerkenswert. Im benachbarten Köln etwa ist es zwar gelungen, wieder Konzerte in der dortigen Lanxess-Arena zu spielen - die Obergrenze liegt aber bislang bei 2400 Zuschauern. Ein weiterer Vergleich: Am 4. September - also genau am Tag der Düsseldorfer Show - will auch die Berliner Waldbühne wieder öffnen. Dort dürfen 5000 Plätze besetzt werden - also ebenfalls deutlich weniger.
Spahn äußert sich moderater
Angesprochen auf die Dimension sagte Veranstalter Lieberberg, dass man die Zuschauerzahl einordnen müsse. "Wir reden von 13.000 Menschen in einer Arena, die eigentlich eine Kapazität von 40.000 hat." Das Stadion sei also nicht mal zu einem Viertel gefüllt. Von den Zuschauern werde auch ein striktes Einhalten der Regeln erwartet. "Wer glaubt, dass er das nicht tun muss, der soll besser gar nicht kommen." Mitsingen sei erlaubt - unter der Maske.
Das Dach des Stadions werde geöffnet bleiben. "Ich habe immer gesagt, dass es wichtig ist, endlich ein Wiedereinstiegsszenario zu finden", sagte Lieberberg. "Wir sind die Branche, die zuerst von den Verboten betroffen wurde. Und wir werden wahrscheinlich die letzten sein, wenn die Verbote wieder aufgehoben werden."
Vonseiten der beteiligten Künstler gab es Zuspruch. Alec Völkel von The BossHosss sagte: "Man darf sicher sein, dass das Konzept so ausgetüftelt wurde, dass es eben absolut bedenkenlos ist." Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn äußerte sich - allerdings moderater als Laumann. "Die bestmögliche Sicherheit muss garantiert werden können. Wie beim Fußball kommt es auch hier entscheidend auf ein gutes Konzept zum Infektionsschutz an", sagte der CDU-Mann der "Neuen Osnabrücker Zeitung". "Das ist eine sehr große Verantwortung für die Veranstalter und die Behörden vor Ort."
Quelle: ntv.de, vpe/dpa