Tote von Odessa Lawrow sieht "Faschismus" am Werk
07.05.2014, 14:29 Uhr
Das Gewerkschaftsgebäude stand in Flammen, Fluchtwege waren versperrt. Mehrere Menschen sprangen in den Tod.
(Foto: imago/ITAR-TASS)
Was geschah wirklich in Odessa, als Anhänger der prowestlichen Regierung in Kiew dort das Gewerkschaftshaus stürmten und Feuer legten? Für den russischen Außenminister ist klar: das war reiner Faschismus. Selbst die EU fordert eine Untersuchung.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow hat dem Westen vorgeworfen, den Aufstieg des "Faschismus" in der Ukraine auszublenden. Zugleich forderte er eine umfassende Untersuchung des Todes mehrerer dutzender Gegner der ukrainischen Übergangsregierung am vergangenen Freitag in Odessa. Europa habe viele Jahre lang die Augen davor verschlossen, dass die "faschistische Ideologie" ständig neue Anhänger gewinne, sagte Lawrow während einer Veranstaltung in Moskau.
"Was in Odessa am 2. Mai geschah, das war reiner Faschismus", fügte Lawrow hinzu. Er bezog sich auf die Ereignisse in der Schwarzmeerstadt im Süden des Landes, wo sich prorussische Kräfte im Gewerkschaftshaus verschanzt hatten. Das Gebäude wurde von Anhängern der prowestlichen Regierung in Kiew belagert, die Brandsätze auf das Gebäude schleuderten.
Fast 40 Menschen starben nach offiziellen Angaben in dem Gewerkschaftshaus - an Rauchvergiftungen und Erstickungen, aber auch von Schusswunden wird berichtet. Manche sollen brutal erschlagen worden sein. Andere, nicht offizielle Quellen, sprechen von weit mehr als 100 Toten und über 200 Verletzten. Auch die Europäische Union hatte am Samstag eine "unabhängige Untersuchung" des Brandes in Odessa gefordert.
"Faschistisch" zu sein gehört zu den zentralen Vorwürfen der russischen Regierung an die Übergangsregierung in Kiew. Das Außenministerium in Moskau wirft Kiew beispielsweise vor, Ultranationalisten wie den Rechten Sektor (Pravy Sektor) zu begünstigen, die eine "Terrorkampagne" gegen Anhänger regionaler Autonomie und eines föderalen Systems in der Ukraine führten. Der Rechte Sektor, ein Zusammenschluss ultrarechter und faschistischer Kräfte, war am Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch Ende Februar beteiligt.
Quelle: ntv.de, ppo/AFP