Kalorien, Fett, Zucker, Salz Lebensmittel kennzeichnen
23.05.2008, 21:17 UhrIm Kampf gegen Übergewicht will Bundesverbraucherminister Horst Seehofer (CSU) eine farbliche Kennzeichnung auf Lebensmittelverpackungen einführen. Die verständlichere "Ampel"-Kennzeichnung mit den Farben rot, gelb und grün wie in anderen Ländern lehnt Seehofer hingegen weiterhin ab.
Geplant ist, dass die Hersteller freiwillig Kalorien, Fett, Zucker, Salz und gesättigte Fettsäuren in Gramm und in Bezug zum Tagesbedarf angeben. Die meisten Bundesbürger sind nach einer Umfrage für eine Farbkennzeichnung. 55 Prozent sagen, dass farblich gestaltete Angaben das Einkaufsverhalten beeinflussen würden. Deshalb strebe das Ministerium an, das bisherige Modell zusätzlich farblich zu unterlegen, sagte Hinrichs.
Ampel wäre verständlicher
Eine Ampel-Markierung bei Lebensmitteln für Kinder würde nach Auffassung von Verbraucherschützern den oft viel zu hohen Zuckergehalt vieler Produkte schnell entlarven. Die Ampel zeige, dass viele Produkte "versteckte Süßigkeiten" seien, erklärte die Organisation Foodwatch am Freitag in Berlin. Dies habe eine Untersuchung ergeben, bei der sich von 32 Kindernahrungsmitteln 26 als überzuckert erwiesen hätten. Wäre die sogenannte Ampel-Kennzeichnung vorgeschrieben, erhielten diese Lebensmittel alle das rote Alarmsignal, betonte Foodwatch. Bei der Untersuchung so genannter Kinderlebensmittel enthielten 80 Prozent zu viel Zucker. In Getränken wurden mehr als 6,3 Gramm nachgewiesen, in Lebensmitteln mehr als 12,5 Gramm Zucker pro 100 Gramm. Eine Sorte Cornflakes bestehe sogar fast zur Hälfte aus Zucker. Foodwatch setzt sich seit langem für das System der Ampel ein. Jetzt berechnet die Organisation im Internet aus den Inhaltsstoffen, welche Markierung einzelne Lebensmittel tragen müssten.
Bundesrat kippt Bayern-Vorschlag
Im Bundesrat scheiterte Bayern mit der Forderung nach einer farblichen Kennzeichnung. Bayerns Verbraucherschutzminister Otmar Bernhard (CSU) forderte eine farbliche Gestaltung und eine Pflicht zur Angabe des Fett-, Salz- und Kaloriengehalts. "Niemand hat Lust, die Angaben auf der Rückseite mit einer Lupe zu entziffern, die angegebenen Portionsgrößen einzuschätzen oder sich durch einen unverständlichen Zahlenwust durchzuarbeiten." Die Bundesratsmehrheit stimmte gegen diese Vorschläge Bayerns.
"Billiges Täuschungsmanöver"
Die Grünen warfen Seehofer "billiges Täuschungsmanöver" vor. "Er will die unklaren Angaben der Ernährungswirtschaft noch zusätzlich mit etwas Farbe übertünchen", sagte Bundesgeschäftsführerin Steffi Lemke. Es gehe um eine klare Kennzeichnung. "Das Ampel-Modell ist dafür eine gute Lösung, solange Dickmacher und andere Bestandteile klar und eindeutig erkennbar sind." FDP-Verbraucherpolitiker Hans- Michael Goldmann kritisierte, Seehofer sei umgefallen. "Von einer klaren und verlässlichen Verbraucherpolitik, wie sie die Bundesregierung einst vorhatte, kann nun keine Rede mehr sein."
SPD, Linke und Grüne sowie Verbraucherverbände fordern im Gegensatz zur Lebensmittelwirtschaft die Einführung der Ampel-Kennzeichnung. Das Verbraucherministerium hatte eine farbliche Kennzeichnung bisher geprüft. Der Parlamentarische Staatssekretär Gerd Müller (CSU) sagte allerdings vor zwei Wochen, das Ministerium arbeite an keinem Farbsystem. Die EU will eine Pflichtkennzeichnung einführen. Seehofer will sein Modell bis dahin national freiwillig auf den Weg bringen. Der Bundesrat forderte, kleine Lebensmittelhersteller von der künftigen EU-Pflicht auszunehmen.
Quelle: ntv.de