Ägypten droht neue Konfrontation Linke rufen zu Protesten auf
29.05.2012, 13:16 Uhr
"Ich warne mein Land vor meinen Mitmenschen"
(Foto: AP)
Die Ägypter wollten Demokratie. Doch jetzt tun sich viele schwer mit den neuen Spielregeln. Eine neue Runde der Konfrontation droht, weil Linke und Anarchisten zu neues Protesten aufrufen. In Kairo geht bereits das Kampagnen-Büro des Kandidaten Schafik in Flammen auf.
Das Ergebnis der ersten Runde der Präsidentenwahl hat in Ägypten alte Gräben wieder aufgerissen. Linke Gruppen und Anarchisten riefen zu einer neuen Welle von Demonstrationen auf, nachdem es bereits in mehreren Städten spontane Protestkundgebungen gegeben hatte. In Kairo wurde das Büro der Kampagne des Kandidaten Ahmed Schafik belagert. Nach Angaben lokaler Medien brach ein Feuer aus, als die Angreifer Brandbomben auf das Gebäude warfen. Das Feuer konnte schnell gelöscht werden.
In Kairo, Assuan und Kafr al-Scheich forderten Anhänger des drittplatzierten Kandidaten Hamdien Sabbahi die beiden Sieger des ersten Wahlgangs auf, zugunsten des "Kompromisskandidaten" Sabbahi auszuscheiden. In Luxor forderte eine kleine Gruppe von Anhängern der Jugendbewegung 6. April Passanten auf, ihre Stimme nicht Schafik zu geben.
Die Wahlkommission hatte am Montag bekanntgegeben, dass kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreicht hat. Außerdem teilte sie mit, dass Mubaraks letzter Regierungschef, Ahmed Schafik, in der Stichwahl am 16. und 17. Juni gegen den Kandidaten der Muslimbruderschaft, Mohammed Mursi, antreten wird.
Mursi hatte bei der Wahl mit knapp 5,8 Millionen Stimmen den ersten Platz belegt, gefolgt von Schafik mit rund 5,5 Millionen Stimmen. Für den linken Aktivisten Sabbahi entschieden sich 4,8 Millionen Wähler.
Salafisten unterstützen Mursi
Ägyptische Medien meldeten, die Partei der radikal-islamischen Salafisten habe sich entschieden, in der Stichwahl Mursi zu unterstützen. Im ersten Wahlgang hatten sie sich für den unabhängigen Islamisten Abdel Moneim Abul Futuh ausgesprochen, der sich jedoch nicht für die Stichwahl qualifizieren konnte. Viele junge Unterstützer der Protestbewegung, die im vergangenen Jahr den Sturz von Präsident Husni Mubarak herbeigeführt hatte, sehen sich jetzt in einem Dilemma, weil sie Schafik als Repräsentanten des alten Regimes ebenso ablehnen wie die Muslimbruderschaft, die ihnen zu machthungrig erscheint.
Der frühere Generalsekretär der Arabischen Liga, Amre Mussa, der in der ersten Runde den fünften Platz belegt hatte, sprach sich für keinen der beiden Finalisten aus. Die Muslimbruderschaft versucht derweil, Sabbahi und Abul Futuh zu umgarnen, damit diese ihre Anhänger aufrufen, Mursi zu wählen.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP