Politik

Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xia beklagt Geiselhaft

Trotz Hausarrests kann sich die Frau des Friedensnobelpreisträgers Liu Xiaobo erstmals wieder melden: Sie werde als "Geisel" gehalten. Chinas Sicherheitsbehörden sind durch Protestaufrufe und Aktionen alarmiert. Bekannte Menschenrechtsanwälte werden festgenommen.

Liu Xia setzt den Kampf ihres Mannes fort und erleidet die gleichen Repressionen.

Liu Xia setzt den Kampf ihres Mannes fort und erleidet die gleichen Repressionen.

(Foto: REUTERS)

Die unter strengem Hausarrest gehaltene Frau des sieht sich und ihre Familie als "Geiseln". Nach mehr als vier Monaten Isolation in ihrer Pekinger Wohnung gelang es Liu Xia am vergangenen Donnerstag erstmals, sich kurz über das Internet mit einem Freund auszutauschen. Sie fühle sich "elendig", schrieb Liu Xia nach einem Transkript der Online-Unterhaltung, das die "Washington Post" veröffentlichte.

"Ich weine", schrieb Liu Xia. "Niemand kann mir helfen." Über ihre Situation sagte die 51-Jährige: "Ich kann nicht vor die Tür. Meine ganze Familie wird als Geisel gehalten." Die "Washington Post" konnte die Echtheit des Transkripts nicht unabhängig bestätigen, berichtete aber, dass ein anderer Freund ebenfalls gesehen habe, dass Liu Xia zu der genannten Zeit online gewesen sei.

Die Frau des Nobelpreisträgers habe nach eigenen Angaben einen alten Computer benutzt, auf dem keine chinesischen Schriftzeichen geschrieben werden konnten, berichtete das Blatt. Sie habe deswegen in Pinyin-Umschrift geschrieben. Liu Xia hatte ihren Mann ein letztes Mal am 10. Oktober im Gefängnis besuchen können. Danach gab sie noch kurze Interviews und verbreitete ein Schreiben, bevor sie von der Staatssicherheit in ihrer Wohnung völlig isoliert wurde.

Hartes Durchgreifen

. Nach vereinzelten Protestaktionen in verschiedenen chinesischen Städten wurden mehrere Festnahmen von Menschenrechtsanwälten bekannt. Hunderte Menschen waren am Sonntag einem anonymen Appell im Internet gefolgt, dem Beispiel der Volksaufstände im arabischen Raum zu folgen und in 13 Städten zu demonstrieren. war begleitet von Forderungen nach Freiheit und politischen Reformen.

Der kritische Rechtsprofessor Xu Zhiyong berichtete über Twitter, bei der Hausdurchsuchung des Anwalts Teng Biao seien zwei Computer, eine Faxmaschine, politische Bücher und Schriftstücke konfisziert worden. Es sei ein Durchsuchungsbefehl vorgelegt worden. Ob das formelle Vorgehen der Behörden gegen Teng Biao darauf hindeutet, dass rechtliche Schritte eingeleitet werden sollen, blieb unklar. Ein Haftbefehl sei nicht gezeigt worden.

Außer Teng Biao wurde am Samstag auch Jiang Tianyong von der Polizei abgeholt, wie seine Frau Jin Bianling berichtete. Auch hier wurde der Computer konfisziert. "Die Polizisten hielten ein Papier hoch, das ein Durchsuchungsbefehl sein sollte." Laut Menschenrechtsgruppen wurden in den vergangenen Tagen mehr als 100 Bürgerrechtler und Aktivisten unter Hausarrest gestellt oder festgenommen.

Quelle: ntv.de, dpa

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen