Politik

Israelische Rakete auf Dorf in Gaza Luftangriff tötet fast ganze Familie

Israelischer Luftangriff auf Razah im Gaza-Streifen.

Israelischer Luftangriff auf Razah im Gaza-Streifen.

(Foto: AP)

Bei ihren Angriffen auf palästinensische Siedlungen versucht die israelische Armee ihre Opfer zu warnen - mittels eines kleinen ungefährlichen Geschosses. Doch in der Nacht folgt darauf ungewöhnlich schnell der Angriff. Eine ganze Familie stirbt.

Fast eine ganze palästinensische Familie wurde in der Nacht bei einem israelischen Luftangriff getötet. Unter großer Anteilnahme wurden die sechs Toten, darunter zwei Frauen und ein 16-jähriges Mädchen, am Nachmittag in Beit Hanun am Nordrand des Gazastreifens zu Grabe getragen. Nur vier Minuten blieben den 30 Bewohnern nach einem Warnschuss auf das dreistöckige Gebäude.

Hunderte Trauergäste versammeln sich vor der Moschee nahe des Bombentrichters, an dem noch am Vortag das Haus der Familie Hammad stand. Der Vater Hafis Hammad, ein militärischer Führer der radikalen Palästinensergruppe Islamischer Dschihad, war gerade nach Hause gekommen, als eine Rakete das Gebäude um Mitternacht traf, berichten Anwohner. "Sie waren hier eine angesehene Familie", berichtet der 21-jährige Mohammed. "Nun leben nur noch ein Sohn und der Großvater".

Die Trauergäste, vornehmlich Männer, schwenken Fahnen der verschiedenen Palästinenserfraktionen: grüne Banner für die Hamas, schwarze für den Islamischen Dschihad und die gelben für die säkulare Fatah. Die versammelten Verwandten und Nachbarn schauen mit bitteren Minen in die Zukunft, gezeichnet durch das Ramadan-Fasten, die große Hitze und die Angst vor dem nächsten Luftangriff.

Zuerst kleines Projektil, dann großes

Ein Verwandter berichtet, Israel habe wie üblich zunächst einen Warnschuss mit einem leichten Geschoss abgegeben, so dass die meisten Bewohner der anderen Etagen noch ins Freie flüchteten, manche aber verletzt wurden. "Sie feuerten ein kleineres Projektil auf das Dach, das nur leicht beschädigt wurde. Aber gerade mal vier Minuten später kam der große, zweite Schlag", erzählt Chaldun Hammad. "Drei Familien lebten im Gebäude, zusammen 30 Menschen, davon nur ein Gesuchter. Dennoch haben die Israelis das ganze Ding weggeputzt", sagt er.

Der große Bombenkrater ist zur Hälfte mit Trümmern, verbogenem Metall und zersplitterten Möbeln gefüllt, darauf verstreut Teile von Palmen und Olivenbäumen. "Vier Minuten sind ja nicht mal genug, um die allerwichtigsten Habseligkeiten zu holen", sagt Mohammed.

In direkter Nachbarschaft treffen in kurzen Abständen Krankenwagen an einem kleinen überfüllten Krankenhaus ein. "Drei Tote waren heute schon dabei", sagt einer der Sanitäter. Während der Trauerzug für die Hammad-Familie auf dem Weg zum Friedhof einem Kleinlaster folgt, auf dem die sechs balsamierten Leichen liegen, erschüttern zwei enorme Knallgeräusche das Viertel. Wenige hundert Meter entfernt, steigt eine große Rauchfahne in den Himmel.

Quelle: ntv.de, vpe/AFP

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