Säbelrasseln in Minsk Lukaschenko lässt sich feiern
03.07.2011, 16:33 UhrIn der autoritär regierten Ex-Sowjetrepublik Weißrussland werden bei friedlichen Protesten am Nationalfeiertag zahlreiche Regierungsgegner festgenommen. Staatschef Lukaschenko nimmt eine streckenweise bizarre Parade ab - und warnt die Opposition.
Der weißrussische Präsident Alexander Lukaschenko hat die Opposition vor einem Aufstand gegen seine Herrschaft gewarnt. Bei einer Militärparade zum 20. Jahrestag der Unabhängigkeit Weißrusslands in Minsk sagte Lukaschenko, anders als etwa in Georgien oder der Ukraine werde es in seinem Land keine "farbige Revolution" geben.
"Es werden uns ohne Skrupel Szenarien einer farbigen Revolution aufgezwungen, wie es sie in anderen Hauptstädten gegeben hat", sagte Lukaschenko mit Bezug auf die friedlichen Machtwechsel in Kiew 2004 und Tiflis 2003. "Das Ziel dieser Angriffe ist es, Unsicherheit und Sorge zu verbreiten und unsere soziale Harmonie zu zerstören", sagte der Präsident, der in einer Militäruniform auftrat. "Sie wollen uns auf die Knie zwingen und unsere Unabhängigkeit auf Null reduzieren. Dies wird nicht passieren!" Bereits früher hatte er unter anderem Deutschland und Polen vorgeworfen, seinen Sturz zu planen.
Lukaschenko nahm die teilweise bizarre Parade von fast 4000 Soldaten mit 160 Fahrzeugen ab, die eine Demonstration militärischer Macht mit kulturellen Elementen wie einer Vorführung des weißrussischen Break-Dance-Teams verband. Der Staatschef zeigte sich am Nationalfeiertag erneut öffentlich mit seinem außerehelichen sechsjährigen Sohn Nikolai, der ebenfalls Armeeuniform trug.
Die Opposition hatte ihre Anhänger aufgerufen, bei Lukaschenkos Rede mit heftigem Klatschen zu stören. Die Miliz warnte daraufhin vor "eigenmächtigem Applaudieren". Mehrere Zuschauer, die trotzdem klatschten, wurden abgeführt. Der als "letzter Diktator Europas" kritisierte Lukaschenko nahm in Armeeuniform die Parade ab. Zuvor waren Internetseiten der Opposition gesperrt und der Mobilfunkempfang unterbrochen worden
Lukaschenko hat seit seiner gefälschten Wiederwahl im Dezember den Kurs gegen Regierungsgegner deutlich verschärft. Oppositionelle werden zu langjährigen Haftstrafen verurteilt, Proteste von der Polizei niedergeschlagen.
Doch angesichts der Wirtschaftsmisere reißen die Proteste nicht ab - Weißrussland steckt in der schwersten Wirtschaftskrise seit der Unabhängigkeit vor 20 Jahren.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP