Politik

Einen Tag nach Militärputsch Mali hat neuen Regierungschef

In Mali wird gegen die Herrschaft von Islamisten im Norden des Landes demonstriert.

In Mali wird gegen die Herrschaft von Islamisten im Norden des Landes demonstriert.

(Foto: AP)

Weil das Militär findet, dass Ministerpräsident Diarra "keine Achtung für das Volk" hat, wird er abgesetzt und verhaftet. Nur einen Tag später setzt die Armee nun einen Nachfolger ein.

Der in der Nacht zum Dienstag weggeputschte malische Regierungschef Cheick Modibo Diarra hat einen Nachfolger. Übergangspräsident Dioncounda Traoré ernannte per Dekret den Vermittler der Republik, Diango Sissoko, zum neuen Ministerpräsidenten. Die USA und die Vereinten Nationen verurteilten unterdessen den Sturz Diarras und forderten ein Ende der Einmischung des Militärs in die Politik des Landes.

Der 62-jährige Sissoko war seit Mai 2011 in seinem Amt als Vermittler. Der Jurist war zuvor unter anderem Generalsekretär unter der Präsidentschaft von Moussa Traoré, einem Militär, der 1991 nach 22 Jahren an der Macht gestürzt worden war. Denselben Posten hatte er von 2008 bis 2011 unter dem langjährige Präsidenten Amadou Toumani Touré inne. Dieser war im März in einem Putsch unter maßgeblicher Beteiligung von Hauptmann Amadou Haya Sanogo gestürzt worden.

Sanogo erklärte am Dienstagabend, Diarra habe als "Bremser" gewirkt, der "keine Achtung für das Volk" habe. Auch die Autorität des Präsidenten habe Diarra nicht anerkannt, fügte Sanogo in einem Interview mit dem malischen Fernsehen hinzu. Soldaten hatten Diarra in der Nacht offenbar in Sanogos Auftrag festgenommen und nach Angaben seiner Familie unter Hausarrest gestellt.

Nach seiner Gefangennahme erklärte Diarra den Rücktritt der gesamten Regierung. Infolge des Machtvakuums nach dem Putsch im März war es Tuareg-Rebellen und mit ihnen verbündeten Islamisten gelungen, den Norden Malis innerhalb weniger Tage unter ihre Kontrolle zu bringen. Mittlerweile wird das Gebiet von islamistischen Gruppen dominiert, die die Scharia durchsetzen.

Diarra hatte sich wiederholt für einen internationalen Militäreinsatz im Norden ausgesprochen. Nach dem letzten Stand will die westafrikanische Staatengemeinschaft ECOWAS im Auftrag der UNO 3300 Mann nach Mali entsenden. In der Planung ist auch eine EU-Einsatz unter Beteiligung der Bundeswehr zur Ausbildung der malischen Armee.

Quelle: ntv.de, AFP

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