Der Vormarsch der Isis-Terroristen Maliki feuert ranghohe Militärs
18.06.2014, 06:19 Uhr
Die irakischen Sicherheitskräfte zeigen sich überfordert.
(Foto: REUTERS)
Die Terrorgruppe Isis überrennt weite Teile des Iraks - und die Soldaten des Landes desertieren in Scharen. Nun reagiert Regierungschef Maliki und räumt in der Armee auf. Die USA hoffen auf die Massenrekrutierung Freiwilliger.
Der irakische Regierungschef Nuri al-Maliki hat nach der Offensive der sunnitischen Dschihadistengruppe Islamischer Staat im Irak und in Großsyrien (Isis) mehrere ranghohe Armeekommandeure entlassen. Seines Amtes enthoben wurde nach amtlichen Angaben unter anderen der Kommandeur für die nördliche Provinz Ninive.
Die Provinz Ninive war die erste, die die Isis-Kämpfer zu Beginn der vergangenen Woche erobert hatten. Die Streitkräfte hatten der Offensive zunächst kaum Widerstand entgegengebracht und waren in Scharen desertiert. Einer der Kommandeure solle deswegen vor ein Kriegsgericht gestellt werden, wie Maliki anordnete.
Am Dienstag waren die Dschihadisten weiter auf Bagdad vorgerückt. Unter anderem drangen sie vorübergehend in das 60 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt gelegene Baakuba vor, zudem fiel die nordirakische Stadt Tal Afar nach Angaben eines Provinzvertreters weitgehend in ihre Hände.
Dessen ungeachtet sieht Washington erste Anzeichen für ein Erstarken der irakischen Streitkräfte, insbesondere durch die Massenrekrutierung schiitischer Freiwilliger. Der Widerstand um Bagdad sei verstärkt worden, sagte Pentagonsprecher John Kirby. "Es sieht stark danach aus, als würden sie die Hauptstadt verteidigen."
Die Isis-Offensive im sunnitisch dominierten Nordirak schürte die Angst vor einer Rückkehr des Bürgerkrieges zwischen den Sunniten und der Bevölkerungsmehrheit der Schiiten. Um dem entgegenzuwirken, riefen Vertreter beider Konfessionen auf einer Krisensitzung in Bagdad zur Geschlossenheit auf. Eine entsprechende Erklärung wurde am Abend im Fernsehen verlesen. An dem Treffen hatten neben Maliki, einem Schiit, auch sein Rivale, Parlamentspräsident Ussama al-Nudschaifi teilgenommen.
Explosion in Sadr City
Bei einem Bombenanschlag in Bagdad waren am Dienstag mindestens elf Menschen getötet und mehr als 20 weitere verletzt worden. Nach Angaben von Ärzten und Sicherheitskräften explodierte der in einem Fahrzeug versteckte Sprengsatz auf einem Markt im mehrheitlich schiitischen Stadtteil Sadr City im Norden der irakischen Hauptstadt.
Bei fünf weiteren Bombenanschlägen in Bagdad wurden sechs Menschen getötet und 14 weitere verletzt. Beim Beschuss der Stadt Falludscha westlich von Bagdad starben vier Menschen. Falludscha wird seit mehr als fünf Monaten von Gegnern der irakischen Regierung gehalten.
Die Polizei gab unterdessen den Fund von 18 Leichen irakischer Sicherheitskräfte bekannt. Sie wurden demnach in der Nähe der mehrheitlich sunnitischen Stadt Samarra, 110 Kilometer nördlich von Bagdad, aufgefunden und wiesen Einschusslöcher in Kopf und Brust auf. Noch ist unklar, ob sie bei Kampfhandlungen starben oder hingerichtet wurden.
Ein irakischer Kameramann des Fernsehsenders Al-Ahad wurde in der Nähe der Stadt Baakuba nördlich von Bagdad getötet, sein Reporterkollege verletzt. Wie der Sender auf seiner Website mitteilte, berichteten beide über den Vormarsch der Isis-Kämpfer.
Quelle: ntv.de, ghö/AFP