Anwalt fordert neuen Richter Manning erstmals vor Gericht
16.12.2011, 20:25 Uhr
Anwalt Coombs spricht mit Richter Almanza.
(Foto: AP)
Der mutmaßliche Wikileaks-Informant Bradley Manning erscheint erstmals vor einem US-Militärgericht. Der entlassene Soldat wird verdächtigt, Hunderttausende geheime US-Diplomatenberichte an das Enthüllungsportal weitergegeben zu haben.
Eineinhalb Jahre nach seiner Festnahme wegen mutmaßlichen Geheimnisverrats an die Enthüllungs-Webseite Wikileaks ist der US-Soldat Bradley Manning erstmals vor einem Militärgericht erschienen. Mannings Verteidigung warf dem Gericht bei der Anhörung auf dem Stützpunkt Fort Meade nahe Washington Befangenheit vor. Bei dem Termin sollte überprüft werden, ob die Beweise für einen Prozess gegen Manning ausreichen.
Verteidiger David Coombs forderte die Ablösung des Ermittlungsrichters Paul Almanza. Er bezweifelte, dass der Oberstleutnant der Reserve unvoreingenommen entscheiden könne, ob Manning der Prozess gemacht werde oder nicht. Außerdem beklagte er, dass Almanza die meisten Namen von der Zeugenliste der Verteidigung gestrichen habe. Coombs wollte unter anderem US-Präsident Barack Obama und Außenministerin Hillary Clinton in den Zeugenstand rufen lassen. Die Anhörung wurde unterbrochen, um über den Antrag der Verteidigung zu beraten.
Manning droht lebenslange Haft
Zu Beginn des Gerichtstermins, der mehrere Tage dauern könnte, hatte der Ermittlungsrichter Manning die Anklagepunkte vorgelesen. Manning werden eine Reihe von Straftaten zur Last gelegt, darunter Verstöße gegen die militärischen Sicherheitsbestimmungen, Computerbetrug und der Diebstahl von Dokumenten. Am schwersten wiegt der Vorwurf der Feindesunterstützung, der theoretisch mit dem Tod bestraft werden könnte. Die Militärankläger hatten aber erklärt, auf die Forderung nach der Todesstrafe zu verzichten. Nun droht Manning im Fall einer Verurteilung lebenslange Haft.
Der Obergefreite war im Mai 2010 festgenommen worden, weil er während seiner Stationierung im Irak Hunderttausende Geheimdokumente von Militärrechnern heruntergeladen und Wikileaks zugespielt haben soll. Die Enthüllungsplattform hatte im April 2010 ein Video veröffentlicht, das den tödlichen Beschuss von Zivilisten in Bagdad aus einem US-Hubschrauber heraus zeigt. Später machte Wikileaks mehr als 250.000 diplomatische Depeschen der USA und zehntausende Geheimunterlagen zu den Einsätzen in Afghanistan und im Irak publik.
Nach seiner Festnahme saß Manning zunächst in einem Militärgefängnis in Kuwait, dann in einer Einzelzelle auf dem Stützpunkt Quantico im Bundesstaat Virginia. Nach Protesten von Menschenrechtlern gegen die harschen Haftbedingungen verlegte die Armee Manning im Frühjahr in das Militärgefängnis Fort Leavenworth in Kansas.
Manning, der am Samstag 24 Jahre alt wird, erschien zu der Anhörung in Fort Meade in einer grünen Armeeuniform. Auf Fragen des Ermittlungsrichters antwortete er kurz mit "Yes, Sir". Vor dem Stützpunkt wollten Mannings Unterstützer eine Solidaritätskundgebung veranstalten.
Quelle: ntv.de, AFP