Weißes Haus würde Gesuch prüfen Manning hofft auf Begnadigung
22.08.2013, 07:16 Uhr
Manning verliert auch Dienstgrad und Pensionsansprüche.
(Foto: AP)
35 Jahre soll der Obergefreite Manning ins Gefängnis,weil er rund 700.000 vertrauliche Papiere an die Enthüllungsplattform Wikileaks weitergegeben hat. Der Whistleblower will jedoch ein Gnadengesuch an Präsident Obama richten. Aus Washington kommt eine kühle Antwort.
Der zu 35 Jahren Haft verurteilte Wikileaks-Informant Bradley Manning hat US-Präsident Barack Obama um eine Begnadigung gebeten. Mannings Anwalt David Coombs sagte in Fort Meade, dass sein Mandant zumindest auf eine Herabsetzung des Strafmaßes hoffe. In einer Botschaft von Manning an Obama, die Coombs verlas, hieß es: "Wenn Sie meine Bitte um Gnade ablehnen, dann werde ich meine Zeit absitzen in dem Wissen, dass man manchmal einen hohen Preis bezahlen muss, um in einer freien Gesellschaft zu leben."
Das Weiße Haus reagierte kühl. Sollten der 25-jährige Manning oder seine Anwälte ein Gnadengesuch einreichen, werde dies "wie jedes andere Gesuch" geprüft, sagte Obamas Sprecher Josh Earnest.
Ein Militärgericht in Fort Meade hatte zuvor das Strafmaß für Manning wegen der Weitergabe hunderttausender Geheimdokumente an die Enthüllungswebseite Wikileaks verkündet. Neben der 35-jährigen Haftstrafe wird der Obergefreite degradiert, unehrenhaft aus der Armee entlassen und verliert seine Sold- und Pensionsansprüche. Allerdings hat Manning die Möglichkeit, bei guter Führung in gut neun Jahren auf Bewährung freizukommen.
Held oder Verräter
Der schmächtige Manning stand mit fahlem Gesicht zwischen seinen Anwälten, als Richterin Denise Lind das Strafmaß verkündete. Die Militärrichterin blieb aber hinter den Forderungen der Anklage zurück, die mindestens 60 Jahre Haft verlangt hatte. Lind legte fest, dass Mannings bisherige Zeit hinter Gittern seit Mai 2010 sowie 112 Tage wegen schlechter Haftbedingungen von der Gefängnisstrafe abgezogen werden.
Mit Blick auf die mögliche vorzeitige Haftentlassung sprach Wikileaks-Gründer Julian Assange von einem "entscheidenden strategischen Sieg". Viele Bürgerrechts- und Menschenrechtsorganisationen übten aber heftige Kritik an dem Strafmaß. Die US-Bürgerrechtsgruppe ACLU erklärte, das Urteil sei eine schlechte Nachricht "für alle Amerikaner, die für eine sachkundige öffentliche Debatte auf mutige Informanten und eine freie Presse angewiesen sind".
Für seine Unterstützer ist Manning ein Held, der mit den Enthüllungen ein Schlaglicht auf die dunklen Seiten der US-Militäreinsätze im Irak und in Afghanistan warf. Obamas Regierung sieht ihn dagegen als Verräter, der die Sicherheit von US-Soldaten aufs Spiel setzte.
Manning hatte der Enthüllungswebseite Wikileaks hunderttausende Militärdokumente und diplomatische Depeschen zugespielt, die er zwischen November 2009 und Mai 2010 während einer Stationierung im Irak von Armeerechnern heruntergeladen hatte. Ende Juli erklärte das Gericht in Fort Meade ihn in 20 von 22 Anklagepunkten für schuldig, darunter Spionage. Vom besonders schwerwiegenden Vorwurf der Unterstützung des Feinds wurde er aber freigesprochen.
Auf Kritik stieß das Strafmaß für Manning auch beim Menschenrechtsbeauftragten der Bundesregierung, Markus Löning (FDP). "Wir brauchen eigentlich ein Signal der Ermutigung für Leute, die Verbrechen aufdecken wollen, und da ist dieses Urteil sicher kein Signal der Ermutigung", sagte Löning im Südwestrundfunk.
Quelle: ntv.de, AFP