In Berlin, Hamburg, London Marathon-Veranstalter alarmiert
16.04.2013, 10:11 Uhr
Anti-Terror-Einheiten postierten sich an vielen Orten in US-Metropolen wie hier in Los Angeles.
(Foto: AP)
Regierungen und Großveranstalter in aller Welt sind besorgt. Nach den Anschlägen von Boston überprüfen Marathon-Veranstalter in aller Welt ihre Sicherheitskonzepte. Auch Russland ist kurz vor den Winterspielen in Sotschi alarmiert. Die CSU ruft wieder nach Vorratsdatenspeicherung - dabei ist die Sicherheitslage in Deutschland unverändert.
Trotz des Anschlags von Boston will die Hamburger Polizei die Sicherheitsvorkehrungen für den am Sonntag geplanten Marathon vorerst nicht ändern. Das Sicherheitsniveau bei der Großveranstaltung sei mit mehr als 400 Polizisten ohnehin hoch, sagte eine Sprecherin. Es gebe keine Hinweise auf bevorstehende Anschläge. Am Sonntag findet in Hamburg der 28. Marathon mit Tausenden Teilnehmern statt.
Die Veranstalter des Berlin-Marathons wollen nach dem Anschlag auf den Marathon in Boston ihr Konzept überprüfen. "Wir müssen erörtern und die Information bekommen, was jetzt wirklich in Boston passiert ist", sagte Renndirektor Mark Milde dem ZDF. Der Anschlag in Boston sei nun im Hinterkopf der Organisatoren. "Da werden wir unsere Konsequenzen draus ziehen in Abstimmung mit den Behörden, mit denen wir auch sonst gut zusammen arbeiten", sagte Milde.
Beim Berlin-Marathon seien über 600 Rettungskräfte im Einsatz, es gebe im Zielbereich große Medizinzelte. Wenn es zum Schlimmsten komme, sei man vorbereitet. "Allerdings kann man natürlich nicht eine komplette Strecke von 42 Kilometern absichern", sagte Milde. Der Berlin-Marathon wird in diesem Jahr am 29. September gestartet.
Sorge in London
In London sind die Organisatoren des London Marathons, der am kommenden Sonntag stattfinden soll, in Alarmstimmung: "Wir werden die Sicherheitsvorkehrungen in Zusammenarbeit mit den Organisatoren neu bewerten", teilte Julia Pendry von der Metropolitan Police mit. Die Veranstaltung in Großbritanniens Hauptstadt werde aber definitiv stattfinden, teilte Nick Bitel, Vorsitzender des London Marathons, mit.
Auch Russland zeigt sich rund zehn Monate vor der Eröffnung der Winterspiele in Sotschi alarmiert. "Für Russland, das bald einige sportliche Großereignisse ausrichten wird, ist das eine ernstzunehmende Warnung", wird Sportminister Witali Mutko von der russischen Nachrichtenagentur RIA Nowosti zitiert.
Russland richtet im kommenden Jahr vom 7. bis 23. Februar erstmals Olympische Winterspiele aus. 2018 veranstaltet das größte Land der Erde die Fußball-WM. Mutko sei sehr besorgt über die Sicherheit bei beiden Veranstaltungen. Russland werde diesem Thema besondere Aufmerksamkeit einräumen, hieß es.
Nervosität bei Behörden
Nervosität zeigte sich auch bei Politikern in Europa. Frankreichs Innenminister Manuel Valls etwa wies die regionalen Polizeibehörden an, öfter auf Patrouille zu gehen. Öffentliche Orte und Einrichtungen sollen besonders bewacht werden. Valls bat die Menschen in Frankreich um besondere Aufmerksamkeit etwa bei verdächtigen Gegenständen. Gleichzeitig solle Panik vermieden werden. Sollte es zu einem "Vorfall" oder einem Alarm kommen, müssten die Anweisungen der Sicherheitskräfte unbedingt befolgt werden, mahnte der Minister. Die Franzosen sollten in einem solchen Fall "ihre Geduld und ihren Bürgersinn" unter Beweis stellen.
An der Sicherheitslage in Deutschland hat sich nach Einschätzung des Bundesinnenministeriums indes nichts geändert. "Ich gehe davon aus, dass wir nach wie vor eine unveränderte Sicherheitslage haben", sagte ein Sprecher des deutschen Innenministeriums. Eine abstrakte Gefahr von Anschlägen bestehe weiterhin, ohne dass es aber konkrete Hinweise auf Anschläge gebe.
Die CSU nahm die Ereignisse in Boston zum
Anlass, erneut auf die Einführung der Vorratsdatenspeicherung zu dringen. CSU-Innenexperte Hans-Peter Uhl sagte im Deutschlandfunk, es wäre zwar töricht zu behaupten, dass die Vorratsdatenspeicherung allein Terrorakte verhindern könne. "Aber das ist ein Instrument neben mehreren."
US-Sicherheitskräfte sind alarmiert
Die USA verschärften unmittelbar nach den Anschlägen die Sicherheitsvorkehrungen an "strategisch wichtigen" Orten. Wie MSNBC berichtete, wurde beispielsweise in Washington der Abschnitt der Pennsylvania Avenue vor dem Weißen Haus für Fußgänger gesperrt. An US-Flughäfen wird gründlicher kontrolliert. Das gilt besonders bei Auslandsflügen.
Besonders wachsam sind die Sicherheitskräfte in New York, wo islamistischer Terror im Jahr 2001 rund 3000 Menschen das Leben kostete. Die Polizei erhöhte ihre Präsenz vor allen Dingen in den U-Bahnen und Bahnhöfen deutlich. An nahezu jeder Haltestelle der Subway steht ein Beamter, an größeren Bahnhöfen auch mit Sturmgewehr, Schutzweste und Gefechtshelm. Zudem gibt es Durchsagen, um die Reisenden zu beruhigen: "Die Polizei ist für Sie da, wir schützen Sie", aber auch: "Wenn Sie etwas Verdächtiges sehen, behalten Sie es nicht für sich, sondern verständigen Sie einen Polizisten."
Quelle: ntv.de, jog/dpa/AFP/sid/rts