Politik

Die Kriegsnacht im Überblick Massive Angriffe auf Charkiw - Anonymous hackt russische TV-Sender

Die russische Armee zieht ihre Truppen zusammen.

Die russische Armee zieht ihre Truppen zusammen.

(Foto: REUTERS)

In der Nacht setzt Russland die Luftangriffe auf die zweitgrößte Stadt der Ukraine fort. Dabei sollen unter anderem ein Sportkomplex einer Universität und andere zivile Gebäude getroffen worden sein. Außerdem hackt das Anonymous-Kollektiv wohl das russische Staatsfernsehen und der Kampf um Odessa rückt näher. Die wichtigsten Ereignisse der Nacht.

"Schlüsselschlacht der nächsten Tage steht an": Der Generalstab der ukrainischen Armee warnt, dass Moskau seine "Ressourcen für einen Angriff" auf Kiew sammelt. Laut der Regionalverwaltung hatte es den gesamten Sonntag über heftige Kämpfe im Umland der ukrainischen Hauptstadt gegeben, insbesondere entlang der Straße, die nach Schytomyr (150 Kilometer westlich von Kiew) führt, sowie in Tschernihiw (150 Kilometer nördlich der Hauptstadt). Der Berater des Innenministers, Wadym Denysenko, sagte laut der ukrainischen Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" in einer Live-Fernsehsendung am Sonntagabend, auf Anfahrtswegen nach Kiew habe sich eine recht große Menge an russischer Ausrüstung und Truppen angesammelt. "Wir gehen davon aus, dass der Kampf um Kiew die Schlüsselschlacht der nächsten Tage ist."

Einem US-Medienbericht zufolge hat Russland syrische Kämpfer rekrutiert. Das "Wall Street Journal" berichtete unter Berufung auf vier US-Beamte, dass sich bereits einige der Kämpfer in Russland befinden und sich auf den Einsatz in der Ukraine vorbereiten. Die Kämpfer hätten Erfahrung im Häuserkampf und könnten den russischen Truppen demnach bei der Einnahme Kiews helfen.

Hunderttausende Menschen brauchen sofortige Evakuierung: Mit der Fortdauer des Kriegs müssten nach Angaben des ukrainischen Präsidialamtes mehrere Hunderttausend Ukrainerinnen und Ukrainer sofort aus ihren Städten evakuiert werden. Es gebe bereits mehrere Dutzend Städte in acht Regionen im Land, in denen die humanitäre Situation katastrophal sei, berichtete die Internetzeitung "Ukrajinska Prawda" unter Berufung auf das Präsidialamt. Das Amt werfe Russland zudem vor, humanitäre Korridore als Vorwand zu benutzen, um die eigenen militärischen Positionen zu stärken. Am Sonntag wurde ein tödlicher Angriff auf flüchtende Zivilisten dokumentiert, bei dem eine Familie mit zwei Kindern getötet wurde.

Massive Angriffe auf Charkiw: In der ostukrainischen Großstadt ist nach ukrainischen Angaben der Fernsehturm bei einem russischen Angriff beschädigt worden. Die Fernsehübertragung sei vorübergehend ausgefallen, sagte der Chef der regionalen Militärverwaltung, Oleh Synjehubow, nach Angaben der Agentur Unian. Spezialisten seien bereits dabei, die Schäden zu beheben. Von russischer Seite gab es dafür zunächst keine Bestätigung. Bei den Angriffen aus der Luft sollen unter anderem auch ein Sportkomplex einer Universität und andere zivile Gebäude getroffen worden sein. Nach Angaben des ukrainischen Inlandsgeheimdienstes SBU wurde zudem ein Forschungszentrum mit Grad-Raketenwerfern beschossen. Ein Treffer in der Forschungsanlage, in der sich demnach 37 atomare Brennelemente befinden, hätte im schlimmsten Fall eine Umweltkatastrophe auslösen können, warnte die Behörde. Auch für diese Schilderungen gab es zunächst keine unabhängige Bestätigung.

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Anonymous hackt wohl RT, russisches Staatsfernsehen und Netflix-Äquivalent: Nach eigenen Angaben hat das Kollektiv Anonymous mehrere russische Fernsehsender gehackt und Bilder des Krieges in der Ukraine anstatt des eigentlichen Programms gezeigt. Betroffen seien laut der Hacker-Gruppe unter anderem RT Frankreich, alle staatlichen TV-Sender und die russischen Streaming-Plattformen Ivi und Wink. Ob und wie lange die Störung des regulären TV-Programms tatsächlich stattfand, ist noch unklar.

USA erwarten keinen amphibischen Angriff auf Odessa: Die USA erwarten einem Insider zufolge zunächst keinen amphibischen Angriff Russlands auf die ukrainische Stadt Odessa oder deren Umland. Die russischen Truppen versuchten gegenwärtig weiter Kiew, Charkiw und Tschernihiw zu isolieren, sagt ein hochrangiger Vertreter des US-Militärs, der namentlich nicht genannt werden will. Sie seien mit "starkem ukrainischen Widerstand" konfrontiert. Seit dem Beginn der Invasion habe Russland etwa 600 Raketen auf die Ukraine abgefeuert und inzwischen 95 Prozent seiner angerückten Kampfverbände im Einsatz. Die Angaben können von unabhängiger Seite nicht überprüft werden. Präsident Wolodmyr Selenskyj sagt dagegen, die Ukraine verfüge über Karten und Aufzeichnungen von gefangenen russischen Soldaten, die zeigten, dass die russischen Streitkräfte eine Bombardierung von Odessa planten. Laut "Kyiv Independen" kam es bereits zu einem Raketenangriff in der Nähe Odessas.

Quelle: ntv.de, tno/dbe/rts/AFP/dpa

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