Politik

Grippeimpfstoff-Versorgung gefährdet Medizin reicht nicht für alle

Nach dem Auslieferungsstopp für Grippeimpfstoffe der Firma Novartis und Meldungen über erste Versorgungsprobleme in einigen Bundesländern greifen Ärzteverbände und Kassenärzte die Krankenkassen scharf an. Diese hätten aus Kostengründen ausschließlich Lieferverträge mit Novartis abgeschlossen und so die Lage mit verursacht.

Es gibt bereits erste Engpässe.

Es gibt bereits erste Engpässe.

(Foto: dapd)

Nach dem Auslieferungsstopp für Grippeimpfstoffe der Firma Novartis warnen Ärzteverbände vor Problemen bei der Versorgung der Bevölkerung. "Wir drohen, auf einen Engpass bei der Grippeschutzimpfung zumindest in Teilen Deutschlands zuzusteuern", erklärte Regina Feldmann, Vorstandsmitglied der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), in Berlin.

Am Donnerstag hatte das zuständige Paul-Ehrlich-Institut (PEI) des Bundes die Auslieferung von mehreren Chargen zweier Novartis-Grippeschutzimpfstoffe vorsorglich gestoppt. Ausflockungen und damit verbundene Nebenwirkungen könnten nicht ausgeschlossen werden. Meldungen über entsprechende Vorkommnisse habe es in Deutschland bislang aber nicht gegeben, betonte das Institut. Zuvor hatten bereits die Schweiz, Österreich sowie Italien die Auslieferung gestoppt.

In Deutschland sind nach Angaben des Instituts in dieser Grippesaison 16 Impfstoffe zugelassen und bislang mehr als 14 Millionen Dosen freigegeben worden. Von dem Stopp der beiden Novartis-Präparate sind nach Angaben eines Sprechers des Bundesgesundheitsministeriums vom Freitag etwa 750.000 Dosen betroffen.

"Derzeit steht zu wenig Impfstoff zur Verfügung", kritisierte Feldmann. Schuld daran seien unter anderem auch die Exklusivlieferverträge, die einzelne Krankenkassen in diesem Jahr mit bestimmten Anbietern geschlossen hätten.

Auch der Ärzteverband NAV-Virchow-Bund wies den Kassen eine Mitverantwortung zu. Sie hätten in einigen Regionen aus Kostengründen nur Lieferverträge mit Novartis abgeschlossen, alternative Anbieter stünden nun nicht bereit. Die Kassen hätten die Versorgung der Patienten "auf fahrlässige Art und Weise" gefährdet, um Einsparungen erzielen zu können. So sei es bereits zu einem Auslieferungsstopp in Bayern, Schleswig-Holstein und Hamburg kommen. Dort es regionale Versorgungsengpässe, weil Novartis nicht ausreichend Impfstoffe habe liefern können.

Das Bundesgesundheitsministerium bat das Paul-Ehrlich-Institut, mit den Kassen und den Herstellern Gespräche über die Frage der Impfstoffversorgung aufzunehmen. Sie sollten in der nächsten Woche stattfinden, sagte ein Ministeriumssprecher.

Eine Grippeschutzimpfung soll gegen Influenza-Erkrankungen schützen und muss jedes Jahr wiederholt werden. Die Ständige Impfkommission empfiehlt dies in erster Linie Menschen über 60 Jahre, chronisch Kranken mit schweren Grundleiden, medizinischem Personal sowie Schwangeren.

Quelle: ntv.de, dpa

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