Bewerberzahlen stark gestiegen Mehr Menschen suchen Asyl in Deutschland
10.01.2014, 17:04 Uhr
Viele Menschen suchen Asyl in Deutschland - die Zahlen steigen seit Jahren wieder.
(Foto: imago stock&people)
2013 kamen so viele Asylsuchende nach Deutschland wie zuletzt in den 90er Jahren. Bei der Präsentation des Innenministeriums zeigt sich auch, welche Flüchtlinge kaum eine Chance auf ein Bleiberecht in der Bundesrepublik haben.
Von Afghanistan über Syrien bis hin zu Tschetschenien: Weltweit packen Menschen die Koffer um vor Krieg, Terror und Gewalt zu fliehen. Ihr Ziel war im vergangenen Jahr besonders häufig Deutschland. So stieg die Zahl der Asylbewerber im vergangenen Jahr auf den höchsten Stand seit den 90er Jahren. Rund 127.000 Menschen stellten einen Asylantrag, rund 110.000 davon waren Erstanträge. Das teilte das Innenministerium in Berlin mit. Im Vergleich zum Vorjahr war das ein Plus von etwa 64 Prozent, bei den Erstanträgen sogar von 70 Prozent.
"Höhere Zahlen waren zuletzt im Jahr 1999 zu verzeichnen", sagte Ressortchef Thomas de Maizière. In den 90er Jahren hatte Deutschland einen besonders großen Zustrom von Asylbewerbern erlebt: Pro Jahr gab es damals mehr als 100.000, mal auch mehr als 200.000 oder 300.000 Asylanträge. Im Rekordjahr 1992 baten sogar mehr als 400.000 Menschen um Asyl. Danach gingen die Zahlen zurück.
Seit einigen Jahren steigen sie aber wieder kontinuierlich an. 2007 zählten die Behörden noch rund 19.000 Asylerstanträge, 2011 waren es rund 46.000, 2012 bereits fast 65.000 - und nun deutlich mehr als 100.000. Viele Städte und Gemeinden klagen über die zunehmende Belastung. Die Unterbringung ist schwierig.
Zum Anstieg in der Asylstatistik sagte Geschäftsführer der Organisation Pro Asyl, Günter Burkhardt: "Das ist keine alarmierend hohe Zahl. Es pendelt sich wieder auf ein normales Niveau ein." Bund, Länder und Kommunen müssten sich darauf einstellen, dass auch in den nächsten Jahren ähnlich viele Flüchtlinge kämen. Die Konflikte jenseits von Europa gingen weiter.
Meiste Bewerber in Europa
Besonders viele Asylbewerber kamen 2013 aus Tschetschenien, aus Syrien und Afghanistan, aber auch aus Balkan-Staaten wie Serbien und Mazedonien. Die Anträge der Asylsuchenden vom Balkan wurden fast komplett abgelehnt.
De Maizière betonte, im Vergleich zu den anderen EU-Staaten habe Deutschland im vergangenen Jahr mit deutlichem Abstand die höchsten Asylbewerberzahlen verbucht. Allein 2013 seien mehr Asylbewerber ins Land gekommen als in den Jahren 2006 bis 2009 zusammen. "Wir brauchen schneller Klarheit darüber, wer tatsächlich schutzbedürftig ist und wer nicht", sagte der CDU-Politiker. Ziel sei deshalb, die Asylverfahren insgesamt zu beschleunigen.
Kein Hauruckverfahren
Bislang zieht sich die Bearbeitung der Anträge lange hin - im Schnitt acht Monate, manchmal auch mehr als ein Jahr. Das zuständige Bundesamt für Migration und Flüchtlinge ist überlastet. Union und SPD haben im Koalitionsvertrag festgeschrieben, dass sie das Personal dort aufstocken und die Bearbeitungsdauer dadurch auf drei Monate verkürzen wollen. Bosnien-Herzegowina, Mazedonien und Serbien wollen die Koalitionspartner als sichere Herkunftsländer einstufen, um Asylbewerber von dort schneller abweisen zu können.
Pro-Asyl-Geschäftsführer Burkhardt mahnte, die Beschleunigung der Verfahren dürfe nicht auf Kosten der Qualität gehen. "Wir brauchen faire und zügige Asylverfahren", sagte er. Entscheidungen "im Hauruckverfahren" dürfe es aber nicht geben. Außerdem müssten Asylbewerber von Anfang an in Deutschland integriert werden - etwa durch Zugang zum Arbeitsmarkt und zu Integrationskursen.
Quelle: ntv.de, vpe/dpa