Rebellen ziehen sich zurück Mehr Truppen für den Kongo
18.11.2008, 16:16 UhrDer UN-Sicherheitsrat wird in Kürze über einen Resolutionsentwurf zur Aufstockung der UN-Truppe im Kongo um mehr als 3000 Mann entscheiden. Der nach Diplomatenangaben von Frankreich in Umlauf gebrachte Entwurf sieht vor, in dem zentralafrikanischen Land bis zum 31. Dezember bis zu 2785 Soldaten und 300 Polizisten zusätzlich zu stationieren. Die Rebellen des abtrünnigen Tutsi-Generals Laurent Nkunda kündigten unterdessen einen "einseitigen Rückzug" an zwei 40 Kilometer langen Frontabschnitten an, "um dem Frieden eine neue Chance zu geben".
Ein westlicher Diplomat sagte, an dem französischen Resolutionsentwurf hätten unter anderem Belgien, Großbritannien und die USA mitgearbeitet. Die Aufstockung von Militär und Polizei soll bis zum Jahresende bewerkstelligt und dann ebenso wie das am 31. Dezember auslaufende Mandat der UN-Mission im Kongo (MONUC) verlängert werden. In dem Text wird bekräftigt, dass die seit 2001 aktive MONUC nach Kapitel sieben der UN-Charta zur Anwendung militärischer Gewalt befugt ist.
UN sollen für Sicherheit sorgen
Das politische Büro von Nkundas Nationalkongress zur Volksverteidigung (CNDP) beschloss nach eigenen Angaben auf einer Sitzung im Dorf Jomba an der Grenze zu Ruanda, die Kämpfer aus ihren Stellungen nahe der strategisch wichtigen Stadt Kanyabayonga umgehend in Richtung Nyanzale und von Kabasha in Richtung Kiwanjamit zurückzuziehen. Die Gebiete befinden sich etwa 80 Kilometer nordwestlich beziehungsweise nordöstlich von Goma, der Hauptstadt der ostkongolesischen Krisenprovinz Nord-Kivu. Die Rebellenorganisation forderte zugleich die MONUC auf, die Sicherheit an den beiden Frontabschnitten zu gewährleisten und die Pufferzonen frei von anderen Truppen zu halten. Andernfalls werde der einseitige Rückzug hinfällig.
In der Nähe der rund 50.000 Einwohner zählenden Stadt Kanyabayonga gab es nach MONUC-Angaben Kämpfe zwischen Regierungstruppen und mit ihnen verbündeten Mayi-Mayi-Milizen. Mayi-Mayi-Chef Sikuli Lafontaine sprach von einem "tragischen Fehler". Seine Milizen, die im Kamandi-Tal einen möglichen Vorstoß der Rebellen stoppen sollten, hätten das Feuer eröffnet, als Regierungssoldaten dorthin vorgerückt seien. Die darüber erbosten Regierungstruppen hätten daraufhin in den Ortschaften Kirumba und Kayna herumgeschossen und geplündert. "Ich verstehe nicht, was das für eine Armee ist, die plündert und den Kongolesen die Schuld gibt statt sie gegen den Feind zu verteidigen", fügte der General hinzu.
Cholera breitet sich aus
Unicef, das Kinderhilfswerk der UN, wies daraufhin, dass die Cholera-Fälle in dem Krisengebiet wegen der schlechten hygienischen Verhältnisse rapide zunähmen. Allein im nördlich von Goma gelegenen Dorf Ishasha an der Grenze zu Uganda habe es 127 neue Fälle gegeben, teilte eine Unicef-Sprecherin in Genf mit. Bei unterernährten und geschwächten Kindern verläuft die Infektionskrankheit häufig tödlich.
Das UN-Welternährungsprogramm (WFP) intensivierte die Verteilung von Nahrungsmitteln an Flüchtlinge. Es plante eigenen Angaben zufolge, 100.000 Vertriebene in der Nähe von Goma und in einem von den Rebellen kontrollierten, nördlich gelegenen Gebiet zu erreichen. Wegen der anhaltenden Kämpfe waren viele Gebiete nur sehr schwer zu erreichen. Aber auch starke Regenfälle und die schlechten Straßen in Gegenden, zu denen das WFP Zugang hat, erschwerten es den Hilfskonvois, an ihr Ziel zu kommen. Zum Schutz der Hilfslieferungen forderte das WFP Eskorten der UN-Truppe MONUC an.
Bislang sind in der Demokratischen Republik Kongo 17.000 Blauhelmsoldaten im Einsatz, davon allein 5000 in der östlichen Krisenprovinz Nord-Kivu. Bei Kämpfen zwischen Regierungstruppen und Rebellen wurden dort seit September mindestens hundert Zivilisten getötet. 250.000 Menschen sind nach Schätzungen der UN auf der Flucht.
Quelle: ntv.de