Jeder Neunte darf bleiben Mehr Ukrainer fliehen Richtung Deutschland
27.08.2014, 12:13 Uhr
In Swatowe besteigen Flüchtlinge aus der Region Luhansk einen Zug in Richtung Charkiw.
(Foto: REUTERS)
Seit Monaten schon tobt in der Ukraine ein Kampf um den Osten des Landes. Dies schlägt sich auch bei den Asylanträgen von Ukrainern für Deutschland nieder, die zuletzt stark ansteigen. Angesichts der Gesamtzahl der Flüchtlinge bleibt der Anstieg jedoch moderat.
Deutschland verzeichnet einen Anstieg der Flüchtlingszahlen aus der Ukraine. Im Januar erreichten das Bundesamt für Migration noch insgesamt 18 Asylanträge von Ukrainern. Nachdem die politische Krise in dem osteuropäischen Land im März in eine bewaffnete Auseinandersetzung zwischen der Regierung in Kiew und prorussischen Separatisten im Osten des Landes eskaliert war, stieg die Zahl der Anträge im Juli bereits auf 202. Nach Angaben der Behörde in Nürnberg belief sich die Gesamtzahl der Anträge in den ersten sieben Monaten dieses Jahres auf 589.
Im selben Zeitraum traf das zuständige Bundesamt 110 Entscheidungen. Demnach durfte rund jeder neunte Asylbewerber aus der Ukraine (10,9 Prozent) in Deutschland bleiben. In knapp einem Viertel der Fälle (23,6 Prozent) wurden die Asylanträge abgelehnt. Zwei Drittel der Anträge (65,5 Prozent) fielen unter "sonstige Verfahrenserledigungen". Das kann bedeuten, dass ein anderer europäischer Staat zuständig ist, der Antrag zurückgenommen oder das Verfahren wegen "Nichtbetreibens" eingestellt wurde.
Polen will Hilfstransporte schicken
Dem UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR zufolge befinden sich in der Krisenregion Donbass um die Städte Donez und Luhansk inzwischen knapp 420.000 Menschen auf der Flucht. Rund 190.000 davon gelten als Binnenflüchtlinge, weitere 197.000 wählten die Flucht in Richtung Russland. 14.000 Menschen flohen zudem nach Polen und beinahe ebenso viele ins benachbarte Weißrussland.
Polen erklärte zuletzt seine Absicht, Hilfstransporte für Flüchtlinge aus der Ostukraine und für das ukrainische Militär zu entsenden. Das polnische Verteidigungsministerium kündigte an, Lebensmittel und Decken für die ukrainischen Soldaten zu liefern. In ganz Polen wird zudem für Kleidung und Lebensmittel für die Binnenflüchtlinge aus der ostukrainischen Konfliktregion gesammelt.
Bei ihrem Besuch in Kiew am vergangenen Wochenende kündigte Bundeskanzlerin Angela Merkel Finanz- und Wirtschaftshilfen für die Ukraine an, mit welcher die zerstörte Infrastruktur in den umkämpften Gebieten wiederaufgebaut werden soll. Zudem versprach Merkel eine Kreditbürgschaft über 500 Millionen Euro für die Energie- und Wasserversorgung und den Aufbau von Schulen sowie 25 Millionen Euro Hilfe für Flüchtlinge an. Zudem sollen 20 im Kampf verwundete Soldaten auf deutsche Kosten behandelt werden. "Das ist der Beginn des Merkel-Plans für den Wiederaufbau des Donbass", sagte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko.
Quelle: ntv.de, bwe/dpa