Politik

Thilo Sarrazin im n-tv Duell mit Daniel Bax "Meine Thesen passen nicht ins Müsli-Weltbild"

Der Europarat ermahnt Deutschland zu mehr Engagement gegen Fremdenhass. Als Beispiel wird die Debatte über Sarrazins letztes Buch "Deutschland schafft sich ab" genannt, dessen Thesen breiten Raum erhalten hätten.

Der Europarat ermahnt Deutschland zu mehr Engagement gegen Fremdenhass. Als Beispiel wird die Debatte über Sarrazins letztes Buch "Deutschland schafft sich ab" genannt, dessen Thesen breiten Raum erhalten hätten.

(Foto: dpa)

Bei n-tv liefert sich der selbst ernannte Nicht-Provokateur Thilo Sarrazin ein Rededuell mit dem "taz"-Redakteur Daniel Bax - einem seiner stärksten Kritiker. Er wirft ihm vor, dass der ihn "ganz gezielt missversteht, um die Fragen, die ich aufwerfe, zu diskreditieren".

Thilo Sarrazin ist dieser Tage auf allen Kanälen und in allen Lesesälen präsent, um sein Buch "Der neue Tugendterror" zu promoten. Thilo Sarrazin ist auch der Mann, der von sich behauptet, kein Provokateur zu sein. Dass sich einige Menschen von ihm provoziert fühlten, sei nicht sein Problem. Auch bei n-tv spricht der frühere SPD-Politiker und umstrittene Bestsellerautor "Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland", wie der Untertitel seines Buches lautet.

Bremer ließ Sarrazin keinen Freiraum für Polemik. Er wollte Fakten und bekam keine.

Bremer ließ Sarrazin keinen Freiraum für Polemik. Er wollte Fakten und bekam keine.

(Foto: picture alliance / dpa)

In der Sendung "Das Duell bei n-tv" stellt sich Sarrazin den Fragen Heiner Bremers und liefert sich ein Wortgefecht mit Daniel Bax, Redakteur für Migration und Integration bei der "taz" - einer seiner stärksten Kritiker. Sarrazin wirft den Medien vor, seine Aussagen stark verzerrt zu haben. In seinem neuen Buch kritisiert er ein vermeintliches links-liberales Gutmenschtum, das auf moralisch korrekte Gesinnung anstatt auf Fakten setze und einem "Gleichheitswahn" anhänge. Daran könne man nun wirklich nichts aussetzen, so Sarrazin bei n-tv. Es sei denn, man wolle ihm wieder an den Karren fahren. "Ich werde von Menschen wie Herrn Bax ganz gezielt missverstanden, um die Fragen, die ich aufwerfe, zu diskreditieren. Er möchte überhaupt gar nicht diskutieren. Das möchte er alles gar nicht wissen, dies passt nicht in sein Müsli-Weltbild."

Bax lässt sich im Duell mit Sarrazin nicht irritieren und nennt sein Buch einfach nur "diffus". Bax prophezeit Sarrazin, dass "Der neue Tugendterror" floppen werde. Bei "Deutschland schafft sich ab" habe er noch ein klares Feindbild beschworen: Hartz-IV-Bezieher und Muslime. Allein schon das habe ihm einen zweifelhaften Applaus beschert. In seinem neuen Buch keile er nur gegen Journalisten, gegen die Homo-Ehe, gegen Frauen und eine geschlechtergerechte Sprache. "Wer soll das lesen?", fragt Bax. Für Sarrazin ist das kein Problem. Letztlich ergebe sich eine Diskussion - und das sei immer produktiv.

Schweigen zu Edathy

Dem 69-Jährigen kommt offenbar jede Diskussion recht. Nur als ihn Heiner Bremer nach seiner Meinung zu Sebastian Edathy befragen will, verstummt er. "Zum Fall Edathy äußere ich mich nicht", sagt er und wiegelt auch Nachfragen ab. Er kritisiert lediglich, dass SPD-Chef Sigmar Gabriel ein Parteiausschlussverfahren gegen Edathy anstrebt. Die SPD habe auch schon erfolglos versucht, ihn auszuschließen, aber er bleibe weiterhin in der SPD - in der Partei fühle er sich zu Hause. "Lesen Sie das Godesberger Programm. Es gibt kaum einen Satz, den ich nicht unterschreiben würde." Nur leider habe die SPD "einen gefühlsgesteuerten Vorsitzenden, der bisweilen seinen Verstand abschaltet, ehe er redet. Und das ist mein Problem."

"Die Zahlen sprechen für mich"

Kein Problem scheint der ehemalige Berliner Finanzsenator mit einem Verfahren zu haben, das in London gegen ihn läuft. Die Berliner Verkehrsbetriebe BVG sollen sich während Sarrazins Amtszeit bei Börsenspekulationen verzockt haben. "Ich werde in gemessener Frist in London beim High Court aussagen." Er sei nach britischem Prozessrecht gehalten, sich nicht öffentlich zu dieser Sache zu äußern. "Ich sage ja nur, dass allein mein Deal mit der Landesbank, die ich für 5,7 Milliarden Euro verkauft habe und der dem Land Berlin 3,8 Milliarden eingebracht hat, für mich spricht. Wenn Sie die Summe meines Wirkens in Zahlen messen möchten, so liegt diese positiv für Berlin eher bei 30 denn bei 20 Milliarden Mark."

Quelle: ntv.de, ppo

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