"Ich provoziere nicht" Sarrazin schreibt gegen "Tugendterror" an
24.02.2014, 16:37 Uhr
Seit dem Erscheinen seines ersten Buches "Deutschland schafft sich ab", muss sich Thilo Sarrazin als Rassist bezeichnen lassen. Offenbar fühlt er sich davon verletzt. Nun schlägt er mit einem neuen Buch zurück.
Der frühere SPD-Politiker und umstrittene Bestsellerautor Thilo Sarrazin sieht sich selbst nicht als Provokateur. "Ich provoziere ja nicht, sondern es fühlen sich einige provoziert", sagte Sarrazin bei der Vorstellung seines dritten Buches "Der neue Tugendterror: Über die Grenzen der Meinungsfreiheit in Deutschland". Letztlich ergebe sich aber eine Diskussion - und das sei immer produktiv.

Thilo Sarrazin hat kein Problem damit, von einer "funktionslosen Unterschicht zu sprechen".
(Foto: dpa)
Besonders wegen seiner islamkritischen Thesen und Exkursen zur Vererbung von Intelligenz war Sarrazin in den vergangenen Jahren scharf kritisiert worden. In seinem neuen Buch attackiert er seinerseits ein vermeintliches links-liberales "Gutmenschtum", das auf moralisch korrekte Gesinnung anstatt auf Fakten setze und einem "Gleichheitswahn" anhänge.
Sarrazin nimmt sich selbst als Beispielfall. Er beschreibt, wie er durch sein erstes Buch "Deutschland schafft sich ab" bei den Medien in Ungnade fiel. Ganz offensichtlich fühlt er sich von den Medien ungerecht behandelt. In diesem Buch sprach er von einer "funktionslosen Unterschicht" und schlug vor, dass Frauen pro Kind 50.000 Euro erhalten, wenn ihre "Fruchtbarkeit zur Verbesserung der sozioökonomischen Qualität der Geburtenstruktur besonders erwünscht" sei. Der UN-Ausschuss für die Beseitigung von Rassendiskriminierung stellte zu einer anderen Äußerung Sarrazins fest, er habe eine "Ideologie rassischer Überlegenheit" verbreitet und zu "rassistischer Diskriminierung angestiftet".
In seinem neuen und dritten Buch wendet er sich nun gegen ein "Meinungskartell", das solche abweichenden Ansichten nicht zulasse. Er reißt dazu einige Debatten der Vergangenheit wieder auf, wendet sich gegen die Verbannung der Wörter "Neger" und "Zigeuner" und fordert, homosexuelle Lebensgemeinschaften nicht als "Ehe" zu bezeichnen.
Der 69-Jährige betonte, er bleibe weiterhin in der SPD - in der Partei fühle er sich zu Hause. "Lesen Sie das Godesberger Programm. Es gibt keinen Satz, außer vielleicht zum Atom, den ich nicht unterschreiben würde." Die SPD hatte in der Debatte um das erste Buch vergeblich versucht, Sarrazin aus der Partei auszuschließen. Sein zweites Buch, "Europa braucht den Euro nicht", hatte wesentlich weniger Aufmerksamkeit erregt.
Quelle: ntv.de, che/dpa