Steuerzahlerbund kritisiert Reisekosten Merkel bleibt bei Flug zur WM
02.07.2010, 18:47 UhrDie Bundeskanzlerin will trotz der Kritik zum Viertelfinal-Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen Argentinien nach Südafrika fliegen. Es gehe schließlich nicht nur um Sport, lässt Merkel mitteilen.

Erster Fan der Nation: Merkel beim EM-Finale 2008 mit deutscher Beteiligung in Wien. Nur war da der Anreiseweg deutlich kürzer.
(Foto: dpa)
Bundeskanzlerin Angela Merkel hat ihren Flug zum Viertelfinalspiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft am Samstag gegen Argentinien in Kapstadt gerechtfertigt. Es sei ein "sehr wichtiges Zeichen", dass auch ausländische Staats- und Regierungschefs mit ihren Besuchen in Südafrika die Besonderheit der ersten Fußball-WM in Afrika würdigten, ließ sie ihren Regierungssprecher Ulrich Wilhelm mitteilen. "Das ist für den ganzen Kontinent ein Ereignis von herausragender Bedeutung."
Zudem würden solche Besuche auch immer für politische Gespräche und Begegnungen genutzt, auch Merkel habe entsprechende Termine. Sie treffe unter anderem den südafrikanischen Präsidenten Jacob Zuma. "Ich glaube, dass das in der Gesamtabwägung dann ein starker und guter Grund ist für einen solchen Besuch", sagte Wilhelm. Der Bund der Steuerzahler hatte mit Verweis auf die hohen Kosten für den Flug der Regierungsmaschine Merkel aufgefordert, auf die Reise zu verzichten.
"Ein solcher Flug in der momentanen Situation wäre ein völlig falsches Signal", sagte der Präsident des Steuerzahlerbundes, Karl Heinz Däke, der "Passauer Neuen Presse". "Diese Reise ist ein Unding", betonte Däke, der auf die Probleme der Bundesregierung verwies und an das geplante Sparpaket erinnerte. Eine Flugstunde mit einer Regierungsmaschine koste deutlich mehr als 10.000 Euro. "Es kann nicht sein, dass man für den Besuch eines Viertelfinales so mit Steuergeldern umgeht", sagte er. Eine solche Reise sei nur bei einem Endspiel gerechtfertigt. "Frau Merkel verspielt sich jetzt noch die letzten Sympathien."
Bierhoff freut sich
Regierungssprecher Wilhelm verwies darauf, dass die Kanzlerin schon lange in Kontakt mit der deutschen Fußballnationalmannschaft stehe. Teammanager Oliver Bierhoff habe die Entscheidung Merkels, beim Spiel gegen Argentinien vor Ort im Stadion zu sein, unterstützt. Bierhoff habe gesagt, dies sei auch im Sinne der Mannschaft, wenn die Kanzlerin zu dem "schweren Spiel" kommt.
Die Bundeskanzlerin lud auch jeweils einen Vertreter der Bundestags-Parteien zur Mitreise ein. Bis auf die Grünen nahmen alle das Angebot an. Die Grünen argumentierten, sie setzten auf den Sieg der deutschen Nationalelf in dem Turnier - und nicht auf ein Ausscheiden im Viertelfinale. "Die Nationalmannschaft hat noch das Halbfinale und das Endspiel vor sich, wir halten es auch aus Kostengründen für unangemessen, Ihren Regierungsairbus bereits am kommenden Samstag mit Fähnchen und Vuvuzelas zu bestücken, wenn noch zwei weitere Spiele anstehen", schrieben die Fraktionschefs Renate Künast und Jürgen Trittin an Merkel.
Quelle: ntv.de, dpa/AFP