Politik

Olympia-Absage nicht kommuniziert? Merkel erbost über Gauck

Angela Merkel kritisiert, dass Gaucks Entschluss als Boykott verstanden werden könnte.

Angela Merkel kritisiert, dass Gaucks Entschluss als Boykott verstanden werden könnte.

(Foto: AP)

Bundespräsident Gauck bleibt den Olympischen Spielen in Sotschi fern - und sorgt damit für Ärger im Kanzleramt. Denn Merkel erfährt offenbar erst aus den Medien über die Entscheidung des Staatsoberhaupts. Das findet sie nicht lustig.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist offenbar verärgert über die Entscheidung von Bundespräsident Joachim Gauck, nicht zu den Olympischen Winterspielen nach Russland zu reisen. Das berichtet der "Spiegel". Der Grund dafür sei, dass die Leitungsebene des Kanzleramtes Gaucks Entscheidung aus den Medien erfahren habe, zitiert das Magazin aus der Umgebung Merkels. Aus dem Präsidialamt heiße es dagegen, das Kanzleramt sei informiert worden, bevor die Absage öffentlich geworden sei.

Die Kanzlerin halte es zudem für falsch, dass der Bundespräsident zugelassen habe, dass seine Absage als politisches Signal eines Boykotts gewertet werde. Das desavouiere die russische Regierung.

Das Bundespräsidialamt hatte am vergangenen Wochenende bestätigt, dass Gauck im Februar nicht zu den Winterspielen nach Sotschi reist. Zu Spekulationen, wonach diese Entscheidung als Boykott zu verstehen sei, nahm seine Sprecherin nicht Stellung. Russische Medien werteten Gaucks Ankündigung als Boykott, IOC-Chef Bach sprach von "protokollarischen Gründen" für die Abwesenheit des Staatsoberhaupts bei den Spielen.

Russische Polizei setzt Olympia-Kritiker fest

Derweil hat die russische Polizei die Häuser von acht Kritikern der Olympischen Winterspiele in Sotschi durchsucht und die Aktivisten ins hunderte Kilometer entfernte Krasnodar gebracht. Der Aktivist Ibragim Jaganow sagte, die Beamten hätten sein Haus in Naltschik in Kabardino-Balkarien durchsucht und ihn danach mitgenommen. Die acht in Gewahrsam genommenen Aktivisten gehören alle der Minderheit der Tscherkessen an.

Bei den Hausdurchsuchungen hätten die Polizisten behauptet, sie suchten nach einem Extremisten, der sich in einem der Häuser versteckt halte, sagte Jaganow, während er in Krasnodar unter Polizeiaufsicht auf seine Vernehmung wartete. In Krasnodar hätten die Beamten ihnen dann gesagt, sie würden als "Zeugen in irgendeinem Fall" festgehalten. Die Aktivisten gehen jedoch davon aus, dass ihre Festnahmen mit ihrer Kritik an den Winterspielen in Sotschi zusammenhängen. Sie sollen in der kommenden Woche formell verhört werden.

Die Minderheit der Tscherkessen lebt in der Nähe von Sotschi. Im ausgehenden 19. Jahrhundert waren die Tscherkessen aus der Gegend um Sotschi in das Hinterland vertrieben worden. Die Festgenommenen gehen davon aus, das mit dem Vorgehen gegen sie die Gegner der olympischen Spiele eingeschüchtert werden sollen. Die Tscherkessen beklagen, dass bei den Bauarbeiten an den olympischen Stätten ihre Gräber zerstört und ihre Rechte mit Füßen getreten werden.

Sotschi liegt nahe am Nordkaukasus, wo es in der Vergangenheit immer wieder Unruhen gab. Für Moskau sind die Winterspiele, die am 7. Februar beginnen, ein Prestigeprojekt. Es gibt aber immer wieder negative Schlagzeilen, unter anderem wegen Umweltsünden beim Bau der Wettkampfstätten. Russland steht außerdem wegen seines Anti-Homosexuellen-Gesetzes und wegen der Unterdrückung der Opposition international in der Kritik. Bürgerrechtler riefen Sportler und Politiker deshalb wiederholt zum Boykott des Sportereignisses auf.

Quelle: ntv.de, fma/AFP

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