Politik

"G8 nicht zukunftsfähig" Merkel will zeitgemäße Version

(Foto: AP)

Kurz vor Beginn des G8-Gipfels glaubt Kanzlerin Merkel nicht mehr an eine Zukunft des Treffens in der aktuellen Zusammensetzung. Die Diskussion globaler Fragen werde künftig unter dem Dach der Gruppe der 20 führenden Wirtschaftsnationen der Erde (G20) - also unter Einschluss etwa von China und Indien - geführt werden.

Angela Merkel will die G20 anstelle der G8.

Angela Merkel will die G20 anstelle der G8.

(Foto: REUTERS)

Angela Merkel warnte in Berlin vor überzogenen Erwartungen an die Klimaschutzvereinbarungen des Gipfels, rechnet aber dennoch mit Fortschritten. Nach Angaben aus Regierungskreisen wird der Gipfel im italienischen L'Aquila eine für die Exportnation Deutschland wichtige Absage an Beschränkungen des Welthandels beschließen. G8 sind nach Merkels Ansicht nicht mehr repräsentativ.

Nach Ansicht von Merkel spiegeln die großen G8-Industrienationen die Weltwirtschaft nicht mehr ausreichend wieder. Dies sei bei Beratungen der G20 anders, die für rund 85 Prozent der Wirtschaftskraft der Erde stünden. "Ich glaube, dass der internationale Zug sich in diese Richtung entwickelt hat", sagte Merkel nach einem Treffen mit dem australischen Premierminister Kevin Rudd zur steigenden Bedeutung der G20.

Mehrere Festnahmen in L'Aquila

Diese Schlagstöcke wurden gewaltbereiten Gipfelgegnern abgenommen.

Diese Schlagstöcke wurden gewaltbereiten Gipfelgegnern abgenommen.

(Foto: AP)

Bei Protesten gegen den Gipfel wurden in Italien 36 Menschen festgenommen, darunter auch zwei Deutsche. Zeitweise hatten die Demonstranten in Rom die Auffahrt zur Autobahn in Richtung des Gipfelortes L'Aquila blockiert. Andere steckten im Zentrum der italienischen Hauptstadt Autoreifen und Müllcontainer in Brand. Neben den Deutschen waren den Angaben zufolge auch 27 Italiener, ein Franzose, ein Pole, vier Schweden und ein Schweizer beteiligt; 26 wurden wieder auf freien Fuß gesetzt.

Eisberg auf der Seine

In Paris forderte die Umweltschutzorganisation Greenpeace mit einer spektakulären Aktion vor der Kulisse des Pariser Eiffelturms konkrete Maßnahmen gegen den Klimawandel. Mitglieder der Gruppe ließen am Vortag des G8-Gipfels bei Sonnenaufgang eine 16 Meter hohe Eisberg-Attrappe auf der Seine zu Wasser. Sie sollte bis Mitternacht im Wasser schwimmen und später auch in anderen Hauptstädten Europas auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam machen.

Die 16 Meter hohe Eisberg-Attrappe auf der Seine.

Die 16 Meter hohe Eisberg-Attrappe auf der Seine.

(Foto: dpa)

"Die G8-Länder sind für den Großteil der globalen Umweltverschmutzung verantwortlich", sagte die Organisatorin der Kampagne, Karine Gavand. "Die Länder, die schon jetzt von den Folgen des Klimawandels betroffen sind, sind am wenigsten dagegen gerüstet - die Entwicklungsländer." Diese benötigten die Unterstützung der Industrienationen im Kampf gegen die Folgen des Klimawandels und auf der Suche nach neuen Wegen der umweltschonenden Energieproduktion.

Beim letzten G8-Gipfel in Italien, 2001 in Genua, war die Polizei mit aller Härte gegen Demonstranten vorgegangen. Brutal prügelnde Polizisten organisierten nächtliche Überfälle auf Quartiere der G8- Gegner. Ein Demonstrant wurde getötet, Hunderte verletzt.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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