Enttäuscht von der Politik Metzger erwägt Ausstieg
21.09.2008, 08:07 UhrDer frühere Grünen-Politiker Oswald Metzger ist erneut mit dem Versuch gescheitert, über ein Direktmandat der CDU in den Bundestag zurückzukehren. Bei der Nominierung des CDU-Direktkandidaten im Bodenseekreis unterlag Metzger in der Nacht dem Bürgermeister von Herdwangen-Schönach (Kreis Sigmaringen), Lothar Riebsamen. Der 53-Jährige äußerte sich anschließend enttäuscht und beurteilte nun die Chancen für eine Fortsetzung seiner politischen Laufbahn skeptisch. In der "Welt am Sonntag" bedauerte Metzger, dass es "Leute mit Ecken und Kanten im Politikbetrieb so schwer" hätten.
"Parteiwechsel ist zu gefährlich"
Metzger erhielt bei der Wahlkreismitgliederversammlung in Überlingen 327 Stimmen, Riebsamen kam auf 356 Stimmen. Der erst im April in die Union eingetretene Metzger hatte Anfang Juli bereits bei der Abstimmung über die CDU-Kandidatur in Biberach eine Schlappe erlitten: Die Parteibasis gab damals dem örtlichen Kreisvorsitzenden Josef Rief den Vorzug. Metzger hatte die Grünen im November 2007 nach rund 20 Jahren verlassen, weil er deren Wirtschafts- und Sozialpolitik nicht mehr mittragen wollte.
Vollgas als Berufsautor statt Berufspolitiker
In der Theorie würden unorthodoxe Wanderer zwischen den Parteifarben gelobt, aber in der Realität abgestraft. "Das, was mir passiert ist, ist ein Signal an alle Akteure: Parteiwechsel ist zu gefährlich. Bleibt lieber in eurem Stall", kritisierte Metzger in der "WamS". "Die Standpunktlosigkeit wird zum Maßstab, der Opportunismus zur Überlebensfrage für Berufspolitiker", fügte er hinzu. Der 53-Jährige kündigte an, er werde nun zunächst ein Buchmanuskript abschließen, mit dem er in Verzug geraten sei. "Da muss ich zehn Wochen lang Vollgas geben. Und kann nicht ständig auf aktiver Beobachterposition bleiben und auf Anrufe warten."
Metzger gehörte für die Grünen von 1994 bis 2002 dem Bundestag an, wo er sich als Haushaltsexperte einen Namen machte. Zuletzt zog er 2006 für die Grünen in den baden-württembergischen Landtag ein. Nach seinem Parteiaustritt legte er im Februar dieses Jahres sein Landtagsmandat nieder. Metzger arbeitet seit seinem Ausscheiden aus dem Bundestag als Berater und Autor.
Badenser gegen Württemberger
Bei der Kandidatenkür im Bodenseekreis hatten sich zehn Bewerber zur Wahl gestellt. Der Wahlkreis 293, zu dem neben dem Bodenseekreis noch vier Gemeinden aus dem Landkreis Sigmaringen gehören, gilt für einen CDU-Direktkandidaten als sicher. Ein Grund für die Wahl Riebsamens war offenbar, dass dieser seine Anhängerschaft aus dem badischen Teil des Wahlkreises besser mobilisieren konnte. Metzger war vor allem aus dem schwäbischen Bereich unterstützt worden.
Quelle: ntv.de