Politik

Nach dem Anschlag in Kabul Militärschutz für Polizei?

Die Ermordung der deutschen Polizisten in Kabul hat die Frage nach militärischem Schutz auch für Sicherheitsbeamte aufgeworfen. Gewerkschaften forderten die Überprüfung der Polizei-Ausrüstung in Krisengebieten. In Kabul wird es an diesem Freitag und in Berlin am Samstag eine Trauerfeier für die drei getöteten Beamten, unter ihnen ein langjähriger Personenschützer von Kanzlerin Angela Merkel (CDU), geben. Bis auf die Linke bekannten sich alle Parteien zum Afghanistan-Einsatz.

"So, wie die Soldaten geschützt sind, müssen auch Polizisten geschützt sein" meinte der stellvertretende Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Gewerkschaft, Rainer Wendt. Dazu gehörten besser gepanzerte, militärische Fahrzeuge auch für Polizeibeamte, sagte er der Deutschen Presse-Agentur dpa in Berlin. Dagegen erklärte der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Konrad Freiberg: "Wir brauchen keine Militarisierung der Polizei, auch nicht in Afghanistan." Es müsse aber geprüft werden, ob die Unterbringung, die Fahrzeuge und die Ausrüstung der Beamten ausreichend seien. Notfalls müsse die Bundeswehr die Polizei begleiten. Er hält weitere Anschläge auf deutsche Sicherheitskräfte für wahrscheinlich. "Wir sind im Visier der Taliban und anderer islamistischer Terrororganisationen."

Die drei Beamten starben, als sie am Mittwoch mit ihrem Fahrzeug auf einen Sprengsatz fuhren. Alle drei hinterlassen Familie. Ein weiterer Beamter wurde verletzt. Die Polizisten waren zum Schutz der deutschen Botschaft eingesetzt.


BKA nimmt Ermittlungen auf


Beamte des Bundeskriminalamts (BKA) nahmen ihre Ermittlungen in Kabul auf. Man gehe fest davon aus, dass die radikal- islamischen Taliban für den Anschlag verantwortlich seien, erfuhr die dpa aus zuverlässiger Quelle. Als eher unwahrscheinlich gelte aber, dass die Sprengfalle spezifisch Deutschen gegolten habe. Die beiden deutschen Botschaftsautos trugen keine Hoheitszeichen.

Unter dem einen der beiden Wagen sei ein Sprengsatz, der vermutlich erst in der Nacht zuvor vergraben worden sei, mit 40 bis 50 Kilogramm Sprengstoff ferngezündet worden, erfuhr die dpa. Der elektronische Impuls sei mit Drähten und nicht per Funk ausgelöst worden. So genannte Jammer, die Funksignale stören und mit denen die Fahrzeuge nicht ausgerüstet waren, hätten den Anschlag demnach nicht verhindern können. Die drei Polizisten seien sofort tot gewesen.


An diesem Freitag findet in der deutschen Botschaft in Kabul eine Trauerfeier für die Opfer statt. Am Freitagabend sollen die Leichen nach Deutschland geflogen werden. Am Samstag wird der Toten mit einem Gottesdienst im Berliner Dom gedacht. Daran nimmt auch Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU) teil.

Merkels Bodyguard unter Opfern

In Sicherheitskreisen wurde ein Bericht der "Bild"-Zeitung bestätigt, wonach unter den Toten ein 31 Jahre alter Personenschützer von Merkel ist. Im Dezember habe er an Merkels Seite zurückkehren wollen. Nach Behördenangaben hat er zuletzt in Leinburg bei Nürnberg gelebt. Bei den beiden anderen getöteten Beamten handelt es sich dem Bericht zufolge um einen 39-jährigen BKA-Polizeiobermeister aus Karlsruhe sowie einen 34-Jährigen aus Baden-Baden. Er habe der Eliteeinheit GSG 9 der Bundespolizei angehört.

"Deutsche im Visier der Taliban"

Die Gewerkschaft der Polizei rechnet mit weiteren Anschlägen. "Wir müssen uns darauf einstellen, dass das nicht der letzte Anschlag sein wird", sagte GdP-Chef Konrad Freiberg bei n-tv. "Die Deutschen sind im Visier der Taliban, der islamistischen Terroristen, und dabei ist es egal, ob es sich um Bundeswehrsoldaten oder um Polizisten oder vielleicht auch zivile Angehörige handelt."

Freiberg forderte eine Verbesserung der Sicherheitsmaßnahmen für den Einsatz in Kabul: "Da muss sich noch einigen tun." Zugleich betonte er, Deutschland dürfe sich "von den Terroristen nicht erpressen lassen. Entscheidungen über einen Einsatz in Afghanistan müssen bei uns frei getroffen werden und nicht unter Druck der Terroristen."

Quelle: ntv.de

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