Politik

Viele Tote und Verletzte in Bani Walid Milizen töten Gaddafi-Getreue

Libysche Kämpfer auf dem Weg nach Bani Walid.

Libysche Kämpfer auf dem Weg nach Bani Walid.

(Foto: dpa)

Libyens Machthaber Gaddafi ist zwar schon ein Jahr tot, doch noch immer ist das Land fern vom Frieden. Bei schweren Kämpfen mit Gaddafis Anhängern in Bani Walid sterben zahlreiche Menschen, mehr als 200 werden verletzt. Gaddafis Ex-Sprecher Ibrahim, der angeblich festgenommen ist, meldet sich offenbar wieder im Internet zu Wort.

Ein Jahr nach dem Tod des libyschen Machthabers Muammar al-Gaddafi sind bei schweren Kämpfen mit seinen Anhängern in Bani Walid mindestens 26 Menschen getötet worden. Regierungstreue Milizen versuchten am Samstag das Zentrum der Wüstenstadt unter ihre Kontrolle zu bringen, wie ein Militärsprecher sagte.

Bei den Kämpfen in Bani Walid wurden nach Angaben von Krankenhäusern mindestens 26 Menschen getötet und mehr als 200 weitere verletzt. Der Militärsprecher Oberst Ali al-Scheichi sagte, regierungstreue Einheiten seien bis nahe ans Stadtzentrum vorgedrungen. Ein Kommandeur der Stadt warf der Regierung in Tripolis vor, ihren Milizen "grünes Licht zur Vernichtung" ihrer Gegner in der Stadt gegeben zu haben.

Bani Walid war eine der letzten Hochburgen Gaddafis während des achtmonatigen Konfliktes und war erst am 17. Oktober 2011 von Rebellen eingenommen worden. In den vergangenen Monaten gewannen die Anhänger Gaddafis dort aber wieder die Oberhand. Nachdem sie vor einigen Wochen den 22-jährigen Ex-Rebellen Omar ben Schaaban aus der Küstenstadt Misrata entführten, folterten und töteten, kreisten regierungstreue Milizen die Stadt ein.

Schaaban soll für den Tod von Gaddafi verantwortlich sein. Der langjährige Machthaber war am 20. Oktober 2011 auf der Flucht aus seiner Heimatstadt Sirte von Rebellen gefangen genommen und unter bis heute nicht völlig geklärten Umständen getötet worden. Erst am Mittwoch legte die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch neue Hinweise vor, dass Gaddafi nach seiner Gefangennahme von Rebellen ermordet wurde.

"Dies ist kein Genozid"

Der Präsident der Nationalversammlung, Mohammed al-Megarjef, sagte, der Militäreinsatz in Bani Walid richte sich nicht gegen die Stadt, sondern gegen gesuchte Verbrecher. "Dies ist kein Genozid oder eine ethnische Säuberung wie von einigen behauptet. Es ist eine Kampagne, um die Legitimität wiederherzustellen", sagte al-Megarjef.

In Bani Walid starb offenbar auch der jüngste Sohnes Gaddafis. Genau ein Jahr nach dem Tod seines Vatersi soll sein Sohn Chamis dort bei Gefechten zwischen Milizionären getötet worden sein, berichtete der Fernsehsender Libya TV am Samstag. Der 29 Jahre alte Gaddafi-Sohn hatte während der Herrschaftszeit seines Vaters eine Brigade der Regimetruppen kommandiert.

Verwirrung um Ex-Sprecher

Der frühere Gaddafi-Sprecher Mussa Ibrahim widersprach indes im Internet der Meldung seiner Festnahme. Am Samstag waren zunächst im Internet Gerüchte aufgekommen, dass er in Tarhuna gefasst worden sei. Tarhuna liegt rund 50 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Tripolis auf der Straße nach Bani Walid. Später bestätigte auch die Regierung seine Festnahme, doch am Abend sagte ein Regierungssprecher im Fernsehen, es gebe keine Bestätigung für die Festnahme Ibrahims oder eines anderen früheren Mitglieds der Gaddafi-Regierung.

In einer im Internet veröffentlichten Aufnahme, deren Echtheit zunächst nicht überprüft werden konnte, sagte zudem ein Mann, der sich als Mussa Ibrahim vorstellte: "Mit den Nachrichten über meine Festnahme soll von den Verbrechen abgelenkt werden, die die Rebellen der NATO gegen unsere Leute in Bani Walid verübt haben."

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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