Nach Möllemanns Tod Millionen im Ausland?
11.06.2003, 09:29 UhrDie Düsseldorfer Staatsanwaltschaft geht nach dem Tod Jürgen Möllemanns Berichten über angebliche Millionen-Konten im Ausland nach, deren Beträge höher sein sollen als bisher angenommen.
So sollen laut der Illustrierten "Stern" nach dem Export von Fuchs-Spürpanzern 1991 nach Saudi-Arabien von der Curl AG 3,9 Mio. Schweizer Franken (rund 2,5 Mio. Euro) an Möllemanns Düsseldorfer Firma WebTec geflossen sein. Die Wochenzeitung "Die Zeit" berichtete, von dem Luxemburger Konto seien im vergangenen Herbst die Mittel für Möllemanns umstrittenes Wahlkampf-Flugblatt geflossen.
"Wir wissen von Geldbewegungen in Millionenhöhe zwischen Luxemburg, Liechtenstein und der Firma WebTec", sagte ein Sprecher der Düsseldorfer Staatsanwaltschaft. Um zu ermitteln, wer hinter den Transaktionen steckte, hatten mehr als 100 Beamte in der vergangenen Woche Wohnungen und Geschäftsräume Möllemanns sowie Banken in vier Ländern durchsucht.
Die Ermittlungen zum Tod Möllemanns konzentrieren sich jetzt auf die die "Black Box " des Fallschirmsystems. Ein Experte der Bundesgrenzschutz-Eliteeinheit GSG 9 prüft die gespeicherten Daten des Sicherheitssystems "Cypres", das im Notfall automatisch den Reserveschirm auslöst.
Keine Trauerfeier im Landtag
Im nordrhein-westfälischen Landtag wird es für Möllemann keine Trauerfeier geben. Der Präsident wolle die Abgeordneten in der nächsten Plenarsitzung am 2. Juli aber zu einer Schweigeminute für den zuletzt fraktionslosen toten Kollegen aufrufen, sagte ein Sprecher.
Auch die FDP-Fraktion, von der Möllemann sich im März im Streit hatte trennen müssen, will mit Blick auf die Gefühle seiner Familie keine offizielle Trauerfeier beantragen.
Witwe fordert Ende der Debatte um Staatsakt
Die Witwe Möllemanns verlangte ein Ende der Debatte um einen Staatsakt für ihn. Carola Möllemann-Appelhoff und ihre Töchter bitten um ein "Ende des unwürdigen Gezerres um einen Staatsakt für ihren Mann und Vater ", teilte ein Freund der Familie auf ihren Wunsch hin in Münster mit. Die Familie habe zu keinem Zeitpunkt einen solchen Staatsakt ins Gespräch gebracht und sei von niemandem, der dazu legitimiert sei, danach gefragt worden, sagte der Vertraute.
Carola Möllemann-Appelhoff will zudem nicht, dass FDP-Chef Guido Westerwelle an der Beerdigung ihres Mannes Jürgen Möllemann teilnimmt. Der Sprecher der Familie Möllemann, Uwe Tönningsen, sagte der "Passauer Neuen Presse": "Es wäre eine kluge Entscheidung von Herrn Westerwelle, nicht zu erscheinen."
Schließlich dürften an der Beerdigung am Freitag in Münster nur enge Freunde und der engste Familienkreis teilnehmen, sagte der Möllemann-Vertraute weiter.
Forderung nach "Moraldebatte" in FDP
Hans Varnhagen, der stellvertretende Kreisvorsitzende von Jürgen Möllemanns ehemaligem Münsteraner FDP-Heimatverband, forderte Konsequenzen aus dem möglichen Suizid des früheren Spitzenpolitikers. "Die FDP braucht eine grundlegende Moraldebatte über den Umgang mit Parteimitgliedern, die Fehler begangen haben", sagte Varnhagen dem "Reutlinger General-Anzeiger".
Die Witwe und die Töchter Möllemanns hatten in ihrer am Dienstag erschienenen Todesanzeige nach Rechenschaft von denjenigen gefragt, "die auf niederträchtige Weise versucht haben, sowohl den Menschen Jürgen W. Möllemann wie auch sein politisches Lebenswerk zu zerstören". Mehrere Beileidsbriefe von FDP-Führungsmitgliedern hatte die Witwe ungeöffnet zurückgehen lassen.
Möllemann war am Donnerstag bei einem Fallschirmsprung abgestürzt, nachdem sich aus noch ungeklärter Ursache sein Hauptschirm gelöst und der Reserveschirm nicht geöffnet hatte. Zeugenaussagen und erste Untersuchungen am Fallschirm deuten auf einen Freitod hin.
Quelle: ntv.de