Anschlag auf Klinik in Pakistan Mindestens 70 Menschen sterben
08.08.2016, 16:23 Uhr
Unter den Opfern sind viele Rechtsanwälte. Sie hatten sich vor der Klinik zu einer Trauerfeier versammelt, als die Bombe explodierte.
(Foto: picture alliance / dpa)
Der IS habe keine organisierte Präsenz im Land, sagt die pakistanische Regierung immer wieder. Nun will die Terrormiliz einen der blutigsten Anschläge seit Jahren verübt haben. Doch es meldet sich noch eine zweite Extremistengruppe.
Bei einem Selbstmordanschlag vor einer Klinik in der südwestpakistanischen Stadt Quetta sind mindestens 70 Menschen getötet worden. Das sagte der Sprecher der Provinzregierung von Baluchistan, Anwar uh Haq Kakar. Bis zu 200 Menschen wurden den Angaben zufolge verletzt.
Eine IS-nahe Quelle sagte, dass ein Kommandeur der Miliz mehrere Medienhäuser angerufen und den Anschlag für sich reklamiert habe. Gleiches behauptete eine zweite Extremistengruppe: Der Sprecher der Talibangruppe Jamaat ul Ahrar, Ehsanullah Ehsan, erklärte in einer E-Mail an verschiedene Medienhäuser, die Gruppe habe den Anschlag verübt. "Heute Morgen haben wir zuerst einen Angriff auf den Chef der Anwälte-Vereinigung verübt, um ihn zur Hölle zu schicken. Später, als Anwälte (vor der Klinik) protestierten, haben wir einen Selbstmordattentäter geschickt, der mehrere Anwälte und Regierungsbeamte getötet hat", hieß es in der Stellungnahme. Die Angriffe gingen weiter, bis Pakistan ein Staat unter islamischer Scharia-Gesetzgebung sei.
Anschlag traf Gäste einer Trauerfeier
Der Anschlag traf vor allem vor der Klinik versammelte Anwälte. Sie waren dort zu einer Trauerfeier zusammengekommen, nachdem der Chef der Rechtsanwälte-Vereinigung der Provinz erschossen worden war. Wie groß die Zerstörungskraft der Bombe war, zeigen Aufnahmen von Fernsehsendern. Ärzte und Patienten waren zu sehen, wie sie in Panik aus den raucherfüllten Gängen der Klinik flohen. Nach Angaben der Polizei hatte der Attentäter etwa acht Kilogramm Sprengstoff zur Explosion gebracht.
Präsident Mamnoon Hussain verurteilte den Anschlag scharf. Die Provinzregierung setzte eine dreitägige Trauerzeit an. Baluchistan ist eine der unsichersten Provinzen Pakistans. Eine Vielzahl von militanten Gruppen ist dort aktiv. Dazu zählen sunnitische Extremistengruppen, die regelmäßig Schiiten angreifen, aber auch Taliban-Gruppen, die vor allem den Staat ins Visier nehmen. Separatisten wollen die Abspaltung der Provinz von Pakistan erreichen oder mehr politische und finanzielle Autonomie.
Die pakistanische Regierung beharrt darauf, dass der IS keine organisierte Präsenz im Land habe. Medien melden aber immer wieder Razzien und die Festnahme von Schläfern oder Kämpfern. Der IS selber sagt, er wolle unter anderem auf pakistanischem und afghanischem Staatsgebiet eine neue IS-Provinz einrichten, die Khorasan-Provinz.
Quelle: ntv.de, asc/dpa