Steuerbetrugsskandal weitet sich aus Minister fälschte Unterlagen
06.04.2013, 22:49 Uhr
Der zurückgetretene französische Haushaltsminister Jérôme Cahuzac versteckte 600.000 Euro vor dem französischen Staat.
(Foto: dpa)
Für Frankreichs Präsidenten ist es ein Dilemma. Obwohl er eine "vorbildliche" Republik versprochen hat, dringen Regierungsskandale an die Öffentlichkeit. Nun soll sein früherer Haushaltsminister neben der Steuerhinterziehung auch noch Dokumente gefälscht haben.
Der zurückgetretene französische Haushaltsminister Jérôme Cahuzac hat sein Schwarzgeldkonto laut einem Zeitungsbericht mit einem gefälschten Steuerdokument verschleiert. Die Schweizer Privatbank Julius Bär habe Cahuzac vor einigen Jahren aufgefordert, ein Dokument vorzulegen, das beweist, das der französische Fiskus über die Existenz seines Kontos in der Schweiz informiert ist, berichtete der Zürcher "Tages-Anzeiger". Cahuzac habe daraufhin ein "gefälschtes Steuerzertifikat" vorgelegt.
Außerdem habe Cahuzac erläutert, dass er die 600.000 Euro auf dem Konto als Schönheitschirurg verdient habe, berichtete der "Tages-Anzeiger". Die französische Zeitung "Le Monde" hatte am Mittwoch aufgeführt, wie Cahuzac die 600.000 Euro vor den Steuerbehörden seines Heimatlandes geheimhielt. Demnach hatte 1992 zunächst ein Freund unter seinem Namen ein Schweizer Konto für Cahuzac eröffnet. Einige Monate später sei Cahuzac nach Genf gereist und habe das Konto auf seinen Namen umschreiben lassen.
Steuerflucht nach Singapur
Als die Schweiz sich 2009 zur Amtshilfe in Fällen ausländischer Steuerbetrüger bereiterklärte, kam Cahuzac laut "Le Monde" zu dem Schluss, dass die Lage für ihn zu riskant werde. Eine Filiale von Julius Bär sollte daher sein Geld, das auf einem sogenannten Omnibus-Konto des Finanzdienstleisters Reyl & Co. geparkt war, nach Singapur transferieren.
Auf Omnibus-Konten liegen Guthaben mehrerer Anleger, deren Namen nur das kontoführende Geldinstitut kennt. Julius Bär verlangte daher den Angaben zufolge eine Auskunft über den Eigentümer des Geldes, auch wenn das Bankhaus nicht dazu verpflichtet gewesen wäre. Als dadurch offenbar wurde, dass es sich um einen Politiker handelte, habe Julius Bär das Dokument der französischen Steuerbehörde angefordert, bevor es das Geld nach Singapur transferierte.
Der vor knapp drei Wochen von seinem Amt als Haushaltsminister zurückgetretene Cahuzac hatte am Dienstag den Besitz eines geheimen Auslandskontos einräumen müssen, nachdem er zuvor monatelang die Öffentlichkeit belogen hatte. Gegen ihn läuft inzwischen ein formelles Ermittlungsverfahren wegen "Geldwäsche im Zusammenhang mit Steuerhinterziehung". Der Fall stürzte den sozialistischen Staatschef François Hollande und seine Regierung in eine tiefe Krise. Hollande hatte im Wahlkampf eine "vorbildliche" Republik versprochen.
Quelle: ntv.de, AFP