Politik

Wehrpflicht bleibt abgeschafft Minister streiten um Staatssekretär

Union und SPD sind sich einig, dass die Wehrpflicht nicht zurückkommen wird. Bei den Peronalentscheidungen, die die neuen Minister treffen, gibt es hingegen Differenzen zwischen den neu ernannten Ministern Friedrich und de Maizière. Streitsubjekt ist Staatssekretär Fritsche.

Die Minister Friedrich und de Maizière hätten Fritsche gern beide in ihrem Team.

Die Minister Friedrich und de Maizière hätten Fritsche gern beide in ihrem Team.

(Foto: dapd)

Innenstaatssekretär Klaus-Dieter Fritsche (CSU) wechselt nicht ins Verteidigungsministerium. Das sagte ein Sprecher des Innenministeriums der Nachrichtenagentur dpa. Zuvor hatte die "Mitteldeutsche Zeitung" berichtet, der frühere Innenminister und heutige Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) wolle seinen Vertrauten Fritsche zum Nachfolger des geschassten Walther Otremba machen.

Ein Sprecher des Verteidigungsministeriums bekräftigte nur, dass de Maizière kurzfristig entscheiden werde, wen er sich als Staatssekretär hole. Fritsche ist im Innenressort für die Terrorismusbekämpfung zuständig. De Maizière hatte ihn nach der Bundestagswahl 2009 vom Kanzleramt mit ins Innenministerium genommen. Bis dahin war Fritsche Geheimdienstkoordinator im Kanzleramt.

Der neue Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich kommt wie Fritsche aus Franken. Beide gehören der CSU an. Der 57 Jahre alte Fritsche gilt als nüchterner und fleißiger Verwaltungsmensch. Von 1996 bis 2005 war Fritsche Vizepräsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. .

Reformpläne werden überprüft

Seit man nicht mehr muss, will auch kaum noch jemand zur Bundeswehr.

Seit man nicht mehr muss, will auch kaum noch jemand zur Bundeswehr.

(Foto: dapd)

Inhaltlich ist der Weg hingegen klar. De Maizière hat zwar angekündigt, die Reformpläne für die Bundeswehr zu überprüfen - eine vorläufige Beibehaltung der Wehrpflicht wird bei Union und SPD aber dennoch ausgeschlossen. Unionsfraktionschef Volker Kauder (CDU) sagte der "Passauer Neuen Presse": "Eine Verschiebung der Reform hilft uns nicht weiter. Man kann jetzt doch nicht ernsthaft zur Wehrpflicht zurückkehren." Auch die SPD-Verteidigungsexpertin Susanne Kastner erklärte in der "Neuen Osnabrücker Zeitung": "Das Rad ganz zurückzudrehen, wäre jetzt falsch."

De Maizière hatte sich zwar zum konsequenten Umbau der Streitkräfte bekannt, sich aber Änderungen an den bisherigen Plänen vorbehalten. "Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche", erklärte er in seinem ersten Tagesbefehl an die Truppe. 

Erst die Ziele, dann die Finanzierung

Kastner erklärte, der zurückgetretene Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) sei die Reform falsch angegangen. Erst hätten die Ziele und dafür erforderlichen Fähigkeiten der Bundeswehr geklärt werden müssen und dann die finanziellen Vorgaben und Strukturen. Dass Guttenberg den umgekehrten Weg gegangen sei, habe die Reform "in eine Schieflage gebracht". Sie plädierte dafür, die Bundeswehr bis einschließlich 2015 von sämtlichen Sparvorgaben zu befreien. "Wenn wir die Reform durchziehen wollen, brauchen wir erst einmal mehr Geld."

Kauder zeigte sich "überzeugt, dass schon im Sommer die neuen Strukturen der Bundeswehr besser sichtbar werden". Er fügte hinzu: "Ich denke, dass dann Klarheit über die genaue Truppenstärke besteht und auch über die Finanzierung der Reform für die nächsten Jahre. Das gilt ferner für die Standorte."

Wehrbeauftragter fordert B-Option

Der Wehrbeauftragte des Bundestags, Hellmut Königshaus (FDP), nannte den Zeitplan für die Bundeswehrreform in der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung" "sehr ehrgeizig" und forderte eine "B-Option" für den Fall, dass der eigentliche Plan in der vorgesehenen Geschwindigkeit nicht zu verwirklichen ist. Er und der Vorsitzende des Bundeswehrverbands, Ulrich Kirsch, forderten die Attraktivität der Bundeswehr zu erhöhen, um , die nach der geplanten Aussetzung der Wehrpflicht zum 1. Juli nötig sind. Dazu solle die gesetzlich noch nicht beschlossene Verpflichtungsprämie auch denjenigen schon zugesagt werden, die sich jetzt bewerben.

Der Deutsche Städte- und Gemeindebund erwartet von de Maiziere, dass die Verkleinerung der Bundeswehr nicht über die Köpfe der Kommunen hinweg erfolgt. "Wir wollen nicht von Standortschließungen nach Gutsherrenart überrascht werden", forderte Hauptgeschäftsführer Gerd Landsberg in der Landauer "Rheinpfalz am Sonntag". Zudem gingen die Kommunen auch von einem finanziellen Ausgleich durch die Bundesregierung aus.

Quelle: ntv.de, dpa/AFP

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